SKI ALPIN
Heikle Umgestaltung des Weltcup-Kalenders
Der alpine Weltcup-Kalender hat in der abgelaufenen Saison für Kritik gesorgt, vor allem über die zwei Nordamerika-Reisen im November/Dezember sowie im Februar/März wurde hinsichtlich der Umweltbilanz heftig diskutiert. Nicht als Ausrichter bewährt hat sich dabei Aspen. Ob und wann das US-Resort wieder im Kalender auftaucht, ist offen. Eine sinnvolle Umgestaltung des Kalenders ist allerdings eine heikle Sache.Online seit heute, 9.00 UhrTeilen
Wetterpech, eine eher „einfache“ Strecke, mangelhafte Infrastruktur, eine schludrige Organisation, dazu eine überschaubare Zuschauermenge in den Rocky Mountains. Dass die drei Rennen in Aspen (von denen eines wetterbedingt abgebrochen wurde) genau das nicht erreicht haben, was FIS-Präsident Johan Eliasch bezwecken wollte, lässt sich kaum wegdiskutieren. Eliasch verfolgt nämlich das Ziel, mehr Fans aus den USA für den Weltcup zu begeistern.
Anfang März seien die Resorts dort besser frequentiert und das Grundinteresse höher als im November oder Dezember, hatte der Brite zu Saisonbeginn behauptet. Eine Woche vor Aspen machte der Weltcup noch im Februar auch in Palisades Tahoe in Kalifornien Station. Die Technikevents dort waren zwar besser organisiert und laut Veranstalter ausverkauft, wurden aber gleichermaßen von Wind und Wetter in Mitleidenschaft gezogen.

„Ich glaube, dass es nicht Sinn macht, zweimal so nach Amerika zu reisen“, sagte ÖSV-Präsidentin Roswitha Stadlober während der Ski-WM in Frankreich. Der notwendige Aufwand sei logistisch „ein Wahnsinn, finanziell ein Wahnsinn“, stellte sie fest. „Wenn ich alle Nationen kumuliere, glaube ich, ist das ein siebenstelliger Betrag Mehrkosten. Und ich habe nicht begriffen, wer den Mehrwert hat“, meinte Swiss-Ski-Präsident Urs Lehmann. „Ich habe immer gesagt, dass wir das unterstützen, wenn es ein schlüssiges Konzept gibt. Aber ich habe das Konzept nie gesehen, wieso und warum.“
Eliasch verfolgt seine Vision
Die Vision von Eliasch ist, den alpinen Skisport auf eine Stufe mit globalen Sportarten wie Tennis, Golf und Formel 1 zu heben. Dafür müsse man auch in anderen Weltregionen als in Europa präsent sein. Weltcups in China sind wohl nur eine Frage der Zeit, bleibt noch die Fantasterei von Indoor-Bewerben in Skihallen. „Das war eine Idee, die von (Ex-ÖSV-Präsident, Anm.) Peter Schröcksnadel sehr forciert wurde“, erklärte der streitbare Unternehmer. „Eine Sommerserie im Slalom in Hallen zu veranstalten. Man könnte in Dubai fahren, man könnte nach Oslo gehen, es gibt welche in London, in den Niederlanden.“

Gleichzeitig hat Eliasch mehr Augenmerk auf den Klimaschutz versprochen. Das in Einklang zu bringen, erscheint wie die Quadratur des Kreises, da die langen Flugreisen den größten Brocken in der CO2-Bilanz verursachen. Einig sind sich nahezu alle, dass der Saisonstart künftig später erfolgen und sich konsequenterweise auch das Saisonende etwas nach hinten verschieben wird – um dem Faktum Rechnung zu tragen, dass die Schneesicherheit vor Weihnachten künftig immer weniger und an nur sehr hoch gelegenen Standorten gegeben sein wird.
Thema ist ein „heißes Eisen“
Stadlober regte vor Kurzem an, mehrere Weltcup-Destinationen in den USA nacheinander abzuklappern. „Wir wissen, dass in Nordamerika von Oktober bis Dezember einfach gute Bedingungen sind. Es funktioniert, dann machen wir halt drüben den ersten Block“, sagte sie. Das würde zumindest die transatlantischen Flüge reduzieren – allerdings auch etablierte Veranstalter wie Val d’Isere, Gröden und Alta Badia vor den Kopf stoßen.
„Das Thema ist natürlich ein ‚heißes Eisen‘, da jedes Land sein traditionelles Rennen hat, das mit viel Herzblut verteidigt wird. Aber man muss heutzutage in diese Richtung denken dürfen“, verdeutlichte BOKU-Professorin Ulrike Pröbstl-Haider vom Institut für Landschaftsentwicklung.
Ein weiteres Problem: Durch die vermehrte Reisetätigkeit – Stichwort Jetlag – würden die Möglichkeiten der Aktiven, zwischen den Wettkämpfen ausreichend zu regenerieren, weiter schwinden. „Hier wäre es nicht nur im Sinne der Nachhaltigkeit, sondern auch der mentalen Gesundheit der Athletinnen und Athleten, den Rennkalender zu überdenken“, sagte Pröbstl-Haider in der aktuellen Ausgabe des ÖSV-Magazins „Ski Austria“. Vielleicht wäre weniger also tatsächlich mehr, auch wenn ein verschlankter Kalender mit weniger Einnahmen für die großen Player in dem Spiel einhergehen würde.
red, ORF.at/Agenturen
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EM-QUALIFIKATION
Vertauschte Rolle für Wöber im ÖFB-Team
Maximilian Wöber ist erstmals als Spieler eines Abstiegskandidaten ins Teamcamp des österreichischen Nationalteams in Windischgarsten eingerückt. Der Verteidiger kämpft mit Leeds United in der Premier League um den Klassenerhalt. Seinen Stammplatz in der Leeds-Abwehr hat der 25-Jährige auch nach einem Trainerwechsel von seinem Förderer Jesse Marsch zu Javi Gracia behalten. In Leeds spielt Wöber in der Innenverteidigung, im ÖFB-Team ist für ihn aber eine andere Rolle vorgesehen.Online seit heute, 12.16 UhrTeilen
ÖFB-Teamchef Ralf Rangnick möchte Wöber in der Nationalmannschaft als Linksverteidiger einsetzen. „Da gilt es, die richtige Mischung zu finden, sich auch in die Offensive einzuschalten und gefährliche Aktionen einzuleiten“, weiß Wöber. Auf eine Position, die ihm mehr behagt, wollte sich der Wiener nicht festlegen. „Das ist komplett egal für mich.“ Auch Leeds habe ihn primär als linken Verteidiger geholt. „Und dann ist alles anders gekommen.“
Marsch, dessen Philosophie er aus Salzburg kannte, sei „ein Mitgrund“ für den Wechsel Anfang Jänner gewesen, erklärte Wöber. Einen Monat später war der US-Amerikaner in Leeds Geschichte. Unter Nachfolger Gracia haben die „Whites“ aus vier Ligaspielen zuletzt sieben Punkte geholt – und sind im extrem engen Abstiegskampf vorerst über den Strich auf Platz 14 geklettert. „Abstiegskampf habe ich in meiner Karriere noch nie mitmachen dürfen“, sagte Wöber.
Sport Aktuell, 21.3.2023Derzeit gibt es ein Problem mit diesem Video (Fehler 1208)
An der Situation wachsen
In dreieinhalb Jahren in Salzburg war er das Siegen gewöhnt. Die neue Situation mache etwas mit einem als Menschen, man lerne dazu. „Natürlich wäre mir lieber, wir würden gemütlich Siebenter oder Achter werden. Aber es ist etwas, woran man als Mannschaft wachsen kann.“ Es gehe in jedem Spiel um alles. „Man merkt am Feld, dass es wie um Leben und Tod geht. Jeder Zweikampf wird mit 100 Prozent geführt“, erklärte Wöber.

Er selbst ist mittendrin. Wöber hat sich in Leeds bei verschiedenen Trainern durchgesetzt. 13 Partien hat er bisher für seinen neuen Arbeitgeber bestritten, acht von zehn in der Liga über die volle Distanz. „Wenn man gute Leistungen zeigt, spielt man, das ist bei jedem Trainer gleich“, meinte der Ex-Rapidler. Die Anforderungen an ihn hätten sich nicht großartig verändert, auch wenn Gracia nicht immer so bedingungslos pressen lässt wie Marsch. Wöber: „Ich muss immer noch den Stürmern in den Arsch treten.“DEBATTEWie stehen die EM-Qualichancen für das ÖFB-Team?
Wöber erwartet Geduldsspiel
Im Nationalteam sind auch offensive Akzente gefordert. Zum Auftakt der EM-Qualifikation am Freitag (20.45 Uhr) gegen Aserbaidschan und am Montag (20.45 Uhr, live in ORF1) gegen Estland ist man in Linz jeweils klarer Favorit. Man habe im Test im November gegen Andorra (1:0) gesehen, wie schwer derartige Spiele sein können, erinnerte Wöber. „Wenn die erste Chance vorne reingeht, ist das der Dosenöffner.“ Gegen die äußerst defensiven Esten könnte es aber ein Geduldsspiel werden.
Die jüngste Diskussion um den Standort für das Heimspiel am 20. Juni gegen Schweden wollte Wöber nicht überbewerten. Die Absage seines Ex-Clubs Rapid an den ÖFB hat er vernommen. „Für uns ist es egal, in welchem Stadion wir spielen“, sagte Wöber. Man wolle durch gute Leistungen wie vor der EM 2016 wieder zu einem „Fanmagneten“ werden. „Es muss unser Ziel sein als Nationalteam, dass wir es wieder schaffen, Stadien zu füllen – welches, das ist dann egal.“
red, ORF.at/Agenturen
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PENSIONSREFORM
Macron sieht keine Fehler
Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat am Mittwoch per TV-Interview versucht, die angespannte Lage zu kalmieren. Die Proteste gegen die Pensionsreform, die er ohne Abstimmung beschließen ließ, gehen aber unvermindert weiter und radikalisieren sich mitunter. Macron will die Reform aber schon bis Jahresende umsetzen.Online seit heute, 14.27 Uhr (Update: 16.57 Uhr)Teilen
Seit Wochen ist Frankreich wegen der Reform quasi im Ausnahmezustand. Die Verkehrsbetriebe sind lahmgelegt, die Müllabfuhr streikt, in den Straßen brennen Mistkübel und Autos. Der Hauptpunkt der Reform betrifft das Pensionsantrittsalter, das von 62 auf 64 angehoben werden soll – eines der zentralen Wahlversprechen Macrons. Doch die Mehrheit der Französinnen und Franzosen lehnt die Reform inzwischen kategorisch ab, die Gewerkschaften kündigten auch nach dem Gesetzesbeschluss vergangene Woche an, weiter zu streiken.
Macron hatte in den vergangenen Wochen geschwiegen, am Mittwoch rechtfertigte er die Reform schließlich in einem Interview mit den Sendern TF1 und France 2 TV. Dort sagte er, dass die Pensionsreform „bis zum Jahresende“ in Kraft treten soll. „Wir warten noch auf das Urteil des Verfassungsrats“, so Macron. Der Verfassungsrat könnte Teile der Reform kippen, doch wann er entscheidet, ist unklar.
„Wir verlangen von den Menschen eine Anstrengung. Das ist nie beliebt.“ Aber, so Macrons Rechtfertigung: „Zwischen den Umfragen und der Kurzfristigkeit und dem allgemeinen Interesse des Landes entscheide ich mich für das allgemeine Interesse des Landes.“ Die Reform sei notwendig, die meisten europäischen Länder hätten bereits für ein höheres Pensionsantrittsalter gestimmt.
„Nicht unrechtmäßig“
Macrons Premierministerin Elisabeth Borne hatte vergangene Woche die Reform ohne Abstimmung durch die Nationalversammlung geboxt. Das ist möglich durch den viel kritisierten Verfassungsartikel 49.3. Er erlaubt es, die Reform ohne eine parlamentarische Schlussabstimmung zu verabschieden, wenn die Regierung ein anschließendes Misstrauensvotum übersteht. Am Montag war die Regierung mit lediglich neun Stimmen an einem Sturz vorbeigekommen.
„In einer Demokratie ist ein Text nicht unrechtmäßig, nur weil er mit sehr wenigen Stimmen durchgekommen ist“, so Macron nun am Mittwoch. Er bereue „nichts“, sagte Macron, fügte jedoch hinzu, dass er die angespannte Beziehung zu den Gewerkschaften verbessern und sie künftig stärker bei Reformen einbeziehen wolle. Fehler gestand er nicht ein. „Denken Sie, es macht mir Spaß, diese Reform zu machen?“, fragte Macron und antworte mit einem „Nein“. „Die Wahrheit hier ist, dass es eine Sache gibt, die ich bedauere, und das ist, dass wir es nicht geschafft haben, den Zwang, genauer gesagt die Notwendigkeit, diese Reform zu machen, zu teilen.“ Er lebe aber nicht vom Bedauern, sondern von Willen, Hartnäckigkeit und Engagement. „Das Gesetz wird seinen demokratischen Weg weitergehen.“
Der Premierministerin stärkte Macron nach Rücktrittsforderungen den Rücken. „Sie hat mein Vertrauen, diese Regierungsmannschaft zu steuern.“ Er hoffe, dass sie die Mehrheit der Regierung in den nächsten Wochen ausbauen könne.

Gewalt verurteilt
Macron sagte auch, er respektiere die Proteste gegen das Gesetz, verurteile aber Gewaltakte und Blockaden. „Die Gewerkschaften sind gegen die Reform, das respektiere ich. (…) Aber wenn Gruppen extreme Gewalt anwenden und etwa Abgeordnete angreifen, dann gehört das nicht mehr zu einer Demokratie“, sagte Macron.
Den Gewerkschaften warf er vor, in der Pensionsdebatte „keinen Kompromissvorschlag“ gemacht zu haben. Er rief aber zugleich dazu auf, in den kommenden drei bis vier Wochen den Dialog mit den Sozialpartnern wieder aufzunehmen. Dabei solle es um die Arbeitsbedingungen für ältere Arbeitnehmer und in beschwerlichen Berufen gehen.
Ein erster Kollateralschaden der Pensionsreform dürfte das geplante Einwanderungsgesetz sein, das eigentlich in der kommenden Woche im Senat debattiert werden sollte und nun als zu heikel erscheint. Macron kündigte an, das Einwanderungsgesetz in mehrere einzelne Gesetzestexte aufzuteilen. Innenminister Gerald Darmanin könnte zunächst nur den am wenigsten umstrittenen Teil des Gesetzes verabschieden.
Viele Verletzte bei Demos
Die Proteste gegen die Pensionsreform überschatten ohnehin derzeit alles. Am Mittwoch wurde der Hafen von Marseille, einer der wichtigsten des Landes, vollständig blockiert. Auch der Hafen von Brest in der Bretagne sowie die wichtige Saint-Nazaire-Brücke an der Westküste wurden von Protestierenden blockiert. Zudem blieben mehrere Treibstoffdepots abgesperrt.Datenschutz-Einstellungen öffnen:Soziale Netzwerke vollständig anzeigen
🔴🗣️ @EmmanuelMacron : „Le texte sur la réforme des #retraites va poursuivre son chemin démocratique“
📺 En direct sur @TF1 pic.twitter.com/cLUqCs0lQy— TF1Info (@TF1Info) 22. März 2023
In der Nacht zuvor gab es in Anschluss an eine Demo erneut Ausschreitungen in Paris. Mehrere hundert Demonstrierende gerieten auf der Place de la Republique mit den Sicherheitskräften aneinander, die Tränengas einsetzten. Landesweit wurden Polizeikreisen zufolge 128 Menschen in Polizeigewahrsam genommen, davon 81 in Paris. Mehr als 60 Mitglieder der Einsatzkräfte seien verletzt worden.
Auch zwei minderjährige Österreicher sind vorübergehend im Polizeigewahrsam gelandet. Wie das Außenministerium der APA am Mittwoch bestätigte, konnte die österreichische Botschaft in Paris nach einer entsprechenden Information „eine rasche Freilassung“ erreichen.
Kritik an Polizei
Der Vorsitzende der französischen Menschenrechtsliga, Patrick Baudouin, zeigte sich besorgt: „Wir befinden uns in einer besonders beunruhigenden Situation für die Demokratie und in Gegenwart von Polizeigewalt, die die Lage nur verschlimmern kann“, sagte Baudouin zum Sender Franceinfo. Das Ausmaß der Proteste gebe Anlass zu Sorge.
Baudouin sagte, viele der unangemeldeten Demonstrationen seien bis zum Eingreifen der Einsatzkräfte vorwiegend friedlich verlaufen. Es seien auch Menschen festgenommen worden, um zu verhindern, dass sie protestieren. Das sei ein Verstoß gegen die Demonstrationsfreiheit. Auch seien Ordnungskräfte außerordentlich gewalttätig vorgegangen. Der Regierung warf er Blind- und Taubheit vor.
Auch die Menschenrechtsorganisation Amnesty International zeigte sich nach Medienberichten über brutales Vorgehen der Sicherheitskräfte besorgt über „exzessive Gewaltanwendung und missbräuchliche Festnahmen“.
Opposition und Gewerkschaft wütend
Die Opposition kritisierte Macrons Äußerungen am Mittwoch scharf. Der Präsident werfe „Sprengstoff auf die Glut“, schrieb der sozialistische Parteichef Olivier Faure auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.
Laurent Berger, Vorsitzender der Gewerkschaft CFDT, warf Macron vor zu lügen und zu leugnen. Die CFDT habe einen Vorschlag für eine Pensionsreform. Auch Philippe Martinez von der Gewerkschaft CGT sagte: „Entweder kennt er unser System nicht – und das ist schlimm –, oder er verarscht uns.“
„Abgehoben, arrogant und verlogen“, twitterte die linkspopulistische Fraktionschefin Mathilde Panot. Die Grünen nannten Macrons Verhalten verächtlich, die Rechtsnationalen beschuldigten Macron nicht zuzuhören.
Ungünstiger Königsbesuch
Angesichts der anhaltenden Proteste forderte die Grünen-Abgeordnete Sandrine Rousseau gar, den britischen König Charles III. wieder auszuladen, der von Sonntag bis Dienstag in Frankreich erwartet wird. „Da will also der republikanische Monarch Emmanuel Macron Charles III. empfangen, mit ihm die Champs Elysees herunterfahren und in Versailles ein Staatsbankett veranstalten, während das Volk auf der Straße demonstriert“, so Rousseau. „Hat dieser Besuch etwa Vorrang? Nein, bestimmt nicht.“
red, ORF.at/Agenturen
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KÖRPERBILDER:Schön, schöner, Social Media
115Der Selbstoptimierungswahn in den Sozialen Medien verändert das Körperbild von jungen Menschen.vom 24.02.2023, 13:15 Uhr | Update: 26.02.2023, 09:00 Uhr

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Frivol, umstritten und geliebt14.10.2022 15 1

Wir lieben und wir töten sie30.09.2022 14
Eine junge Frau steht voller Energie im Morgengrauen auf. Sie beginnt nicht einfach den Tag, sondern startet ihre „morning routine“. Das heißt: lauwarmes Zitronenwasser trinken, Sport, Yoga, meditieren, duschen (ganz wichtig: Skin Care, also Gesichtspflege!), aufwendig eine Smoothiebowl zubereiten, Journaling (aka Tagebuchschreiben), To-do-Listen erstellen, die bereits aufgeräumte Wohnung aufräumen – und das alles vor neun Uhr.
So oder so ähnlich sehen die Videos aus, die sich seit 2021 hartnäckig unter dem Hashtag „thatgirl“ in den sozialen Medien halten. 980.000 Beiträge gibt es dazu (Stand Februar 2022). „That girl“ ist das Idealbild einer jungen Frau, die nicht nur in Bezug auf ihr Aussehen, sondern auch auf ihr Verhalten den Perfektionismus lebt. Das Credo: mehr anstrengen, mehr Disziplin, gesünder leben. Dieses Bild setzt jedoch Millionen von (nicht nur sehr jungen) Frauen unter Druck. Unter dem Begriff „becoming that girl“ werden bei Google fast zwei Milliarden Ergebnisse angezeigt, die entweder Tipps geben, wie man selbst zu so einem „perfekten“ Wesen wird, oder in denen andere Frauen bei ebendiesem Versuch gezeigt werden.
Die Anzahl der Ergebnisse offenbart, wie viele diesem Idealbild entsprechen wollen. Und das, obwohl das Leben schon fordernd genug ist, wenn es nicht bis in die letzte Faser optimiert wird. Ein weiterer Faktor, der beim #thatgirl-Trend kritisch betrachtet werden muss, ist, dass er viele ausschließt. Zum Beispiel jene, die keine flexiblen Arbeitszeiten haben, bei denen die „Morgenroutine“ aus Kinderbetreuung besteht, oder die aus anderen Gründen nicht so viel Zeit in Selbstoptimierung investieren können. Und wer zwar die Zeit, aber nicht die Motivation dazu hat, bekommt durch solche Videos ein schlechtes Gewissen. Etwa, wenn die eigene Morgenroutine aus sich anziehen, einem riesengroßen Kaffee und Zähneputzen besteht.Werbung
Generell stellt sich mit Blick auf die sozialen Medien die Frage, wohin die Zeit ist, als junge Menschen noch hauptsächlich feiern und ihr Leben genießen statt an ihrer Selbstoptimierung arbeiten wollten. Der Druck, den die sozialen Medien auf junge Menschen ausüben, ist nicht mit jenem der Frauenzeitschriften aus früheren Jahren zu vergleichen. Schließlich war man Magazinen nicht rund um die Uhr ausgesetzt und junge Frauen haben eine durchschnittliche Bildschirmzeit von etwa drei Stunden pro Tag.
Nicht nur Girl, sondern auch Girlfriend
Kaum zu glauben, aber zu #thatgirl gibt es noch eine Steigerung, nämlich #stayathomegirlfriend. Dieser Trend entstand Ende 2022, auf TikTok gibt es zu dem Hashtag schon 165 Millionen Ansichten. Grundsätzlich macht eine „zuhause bleibende Freundin“ vor allem aus, dass sie einen reichen Freund oder Ehemann hat, weshalb sie selbst nicht arbeiten muss. Den Tag verbringt sie (zumindest in ihren Videos) ziemlich genau mit den oben genannten Tätigkeiten: gesunde Ernährung, Sport, Pflegerituale im Bad, Selfcare und Aufräumen. So geht der Tag auch vorbei. Problematisch ist hierbei nicht nur eine unrealistische Vermittlung, sondern auch die Glorifizierung des „Hausfrauendaseins“, das oft mit einer finanziellen Abhängigkeit vom gutverdienenden Partner einhergeht. Außer, man ist selbst erfolgreiche Influencerin. Warum traditionelle Frauenbilder heute noch propagiert werden, erklären sich Forschende damit, dass Frauen sich gezwungen sähen, in ihren Inhalten stereotypen Rollenklischees zu folgen, um mehr Klicks zu bekommen und somit mehr Geld zu verdienen.
Breites Spektrum an Trends
Weitere fragwürdige Körpertrends auf Social Media sind zum Beispiel das Streben nach einer Bikini Bridge (die Bikinihose sitzt nur auf den Hüftknochen, nicht auf dem Bauch) oder einem Thig Gap (Lücke zwischen den Oberschenkeln). Auch der Heroin Chic, ein Trend aus den 90ern, der die Magermodel-Ästhetik feiert, erlebt ein Revival. Unter den Begriffen „Pro Ana“ oder „Pro Mia“, also pro Anorexie oder Bulimie, vernetzen sich Personen mit einer Affinität zu gesundheitsgefährdenden Schlankheitsbildern. Als Gegentrend dazu können ausladende Kurven genannt werden oder die „Strong is the new skinny“-Bewegung.
Bei Ersterem hat sich in den vergangenen Jahren ein starker Fokus auf den Po entwickelt. Auch die Schönheitsindustrie hat das Potenzial dieser Sehnsucht erkannt und bietet etwa Schönheits-OPs wie Brazilian Butt Lift an, bei dem Fett aus anderen Körperregionen in das Gesäß gespritzt wird, um es größer zu machen. Bei Zweiterem geht es um den Wunsch nach einem athletischen und trainierten Körper, statt einfach nur sehr dünn zu sein.
Es bleibt festzuhalten: Bodyshaming passiert in beide Richtungen, in den sozialen Medien werden „zu dünne“ Menschen ebenso abgewertet wie jene am anderen Ende des Spektrums. All diesen Schönheitsidealen steht die „Body Positivity“-Bewegung gegenüber, bei der jeder Körper unabhängig von seinem Aussehen akzeptiert werden soll. Vertreter und Vertreterinnen der Bewegung postulieren, mit sich selbst im Reinen zu sein und das Selbstwertgefühl nicht über Schönheitsideale zu definieren. Dieser grundsätzlich lobenswerte Ansatz nimmt jedoch immer wieder fragwürdige Auswüchse an und steht in der Kritik, etwa durch die Normalisierung von Übergewicht einen ungesunden Lebensstil zu fördern. Als Lösung sehen viele „Body Neutrality“, bei der der Fokus vom Aussehen weg und hin zu den inneren Werten geht.
Her mit den Muskeln
Doch nicht nur jungen Frauen wird in den sozialen Medien ein ungesundes Bild vorgelebt. Auch der Körperkult unter jungen Männern hat in den letzten Jahren stark zugenommen, nur liegt der Fokus hier weniger auf Gewichtsverlust oder Schönheit als auf purer Muskelmasse. Die Fitnessstudios sind voll, der Proteinpulver-Markt boomt, die Selbstoptimierung wird zum Lebensinhalt. Smartwatches zählen Schritte, messen den Puls und die Schlafqualität und zeigen verbrannte Kalorien an.

Noch viel mehr als bei den Vorbildern der Frauen stellt sich hier jedoch die Frage: Sind die online gezeigten Muskeln echt oder nicht? Sogenannte „Fake Nattys“ (also „nur zum Schein natürliche“ Männer) proklamieren, ihre Muskeln durchwegs auf natürliche Weise hart erarbeitet zu haben. Nachzuprüfen ist dies für den durchschnittlichen User kaum, was unrealistische Erwartungen in den jungen Männern weckt. Zu erreichen sind die gesetzten Ziele mit natürlichen Mitteln kaum. Steroide oder andere moderne leistungssteigernde Stubstanzen wie SARMs sind heute nicht nur unter Profisportlern, sondern auch bei „ganz normalen“ jungen Männer absolut keine Seltenheit mehr. Im Extremfall wird schon unter Teenagern Testosteron gespritzt, um ein schnelleres Muskelwachstum, erhöhte Leistung und einen niedrigeren Körperfettanteil zu erzielen.
Das Problem bei all diesen „Hilfsmitteln“ ist jedoch, dass sie die Gesundheit schädigen. Wird bereits in der Jugend von außen Testosteron zugeführt, kann der gesamte Hormonhaushalt aus den Fugen geraten und der Körper im schlimmsten Fall nie wieder ohne Supplemente funktionieren. Anabolika können eine Reihe von Nebenwirkungen haben, von Akne über Thrombosen und Leberschäden bis hin zu Herzinfarkten. Problematisch ist, dass die Zielgruppe sich lieber in der sogenannten „Bro Science“-Kultur informiert als über seriöse Quellen. Das heißt, dass zum Thema Muskelaufbau und Ernährung eher in der Community (unter „Bros“, also Brüdern) Ratschläge ausgetauscht werden, als auf Fachmeinungen zu hören.
Bei den online empfohlenen Ernährungsstilen sind alle Extreme vertreten, von vegan über Paleo (an der Steinzeit orientiert) bis hin zu fleischlastig (wegen des Proteins). Auf die Spitze treibt dies zum Beispiel der kürzlich zu enormer Popularität gelangte Fitness-Influencer „Liver King“. Der muskelbepackte Amerikaner aß immer wieder vor Millionen von Followern rohes Fleisch und Organe wie Leber – bis im Dezember 2022 enthüllt wurde, dass er monatlich Steroide im Wert von 11.000 Dollar zu sich nahm. Den Teenagern hilft dies freilich wenig: In Deutschland stieg die Zahl der männlichen Jugendlichen mit einer nachgewiesenen Essstörung von 2008 bis 2018 um 60 Prozent an.
Ausweg gesucht
Die Auswirkungen von fragwürdigen Social-Media-Trends auf Jugendliche sind auch den Unternehmen selbst bekannt. Die Whistleblowerin Francis Haugen etwa machte 2021 publik, dass der Facebook-Konzern Meta sich einiger Problematiken durchaus bewusst ist. Laut interner Forschung des Konzerns heißt es an einer Stelle: „Wir verschlimmern bei einem von drei Mädchen im Teenageralter Probleme, die es mit seinem Körperbild hat.“ Unternommen wird dagegen dennoch kaum etwas, im Gegenteil: App-Funktionen wie Filter tragen zum zunehmend unrealistischen Körperbild bei. Eine repräsentative Umfrage aus dem Jahr 2021 im Auftrag der Kinderrechtsorganisation „Plan International“ ergab, dass 94 Prozent der Frauen und 87 Prozent der Männer ihre Bilder mit Filtern und Co. optimieren.
Inzwischen gibt es mancherorts bereits Bestrebungen, das Problem von offizieller Seite anzugehen. So ist etwa in Frankreich die Kennzeichnung von bearbeiteten Fotos schon seit einigen Jahren Pflicht, auch in Norwegen gibt es seit 2021 ein entsprechendes Gesetz. So kann nur versucht werden, jungen Menschen kritisches Hinterfragen der konsumierten Inhalte beizubringen, etwa indem man immer wieder darauf hinweist, dass die Content Creators in den sozialen Medien gutes Geld mit den von ihnen propagierten Körperbildern verdienen. Nicht wenige haben eigene Produktlinien entwickelt, von Proteinpulver und -riegeln über andere „gesunde Snacks“ bis hin zu Fitnesszubehör.
Gerade junge Personen sind unsicher, was ihren eigenen Körper angeht, und in dieser Hinsicht leicht zu beeinflussen. Bei all der Problematik, die von Social Media beeinflusste Körperbilder auslösen, ist zumindest positiv anzumerken, dass so die Debatte über den kritischen Konsum von Medien nicht abreißt.
QELLE : wienerzeitung.at
Zwischen Individuum und Kollektiv
00Diskussionsveranstaltung über das Verhältnis von Individuum und Gruppe in Philosophie und Wissenschaft unserer Reihe „Dialogic“ – Auch als Live-Stream ab 18 Uhr 30.vom 15.02.2023, 12:01 Uhr | Update: 17.02.2023, 14:55 UhrEmpfehlen 0Kommentieren Teilen Auf Facebook teilenTwitternPer E-Mail weiterleitenmit Bild ohne Bild
Im vergangenen Jahr jährte sich zum hundertsten Mal die Veröffentlichung von Ludwig Wittgensteins Tractatus logico-philosophicus (TLP), was einen Meilenstein in der Philosophiegeschichte bis zur Gegenwart darstellt.

Dieses bahnbrechende Werk wurde von Beginn an im berühmten Wiener Kreis um Moritz Schlick intensiv aufgenommen und kontroversiell diskutiert. So kam es zu einer engen philosophischen Kommunikation zwischen Wittgenstein, Schlick und Friedrich Waismann, die den Übergang von Wittgensteins Abbildtheorie der Idealsprache zur mittleren Periode in Richtung Alltagssprache (Sprachspiele) kennzeichnet. Am Beispiel dieses produktiven und konfliktreichen Dialogs kann man aber auch allgemein das Verhältnis von Individuum und Gruppe in der Philosophie und Wissenschaft charakterisieren, welches sich um Originalität, Priorität und Einzigartigkeit dreht.
Im Vorfeld des heurigen 44. Internationalen Wittgenstein Symposiums in Kirchberg/W. mit Fokus auf den TLP soll in der Diskussion sowohl das komplexe wechselseitige Verhältnis von Wittgenstein und dem Wiener Kreis als auch das prinzipielle Problem geistiger Arbeit zwischen Individuum und Kollektiv thematisiert werden. Konkreter Anlass ist das Erscheinen des Sammelbandes „Wittgenstein and the Vienna Circle“, hrsg. von Friedrich Stadler im Springer Verlag.

Termin: 16. Mai 2023, 18:30 – 20.00 Uhr
Ort: Wienbibliothek im Rathaus, Eingang Lichtenfelsgasse, Stiege 6 (Glaslift), 1.Stock
Hier können Sie sich für „Dialogic“ am 16.5.2023 anmelden.
Eine Diskussionsreihe der „Wiener Zeitung“, der Ludwig Wittgenstein Gesellschaft und der Wienbibliothek im Rathaus
Begrüßung: Anita Eichinger, Direktorin Wienbibliothek; Martin Fleischhacker, Geschäftsführer Wiener Zeitung
Einführung: Christian Kanzian, Präsident der Österreichischen Ludwig Wittgenstein Gesellschaft
Podium: Elisabeth Nemeth, Institut für Philosophie der Universität Wien; Esther Heinrich-Ramharter, Institut für Philosophie der Universität Wien; Friedrich Stadler, Institut Wiener Kreis der Universität Wien und Wiener Kreis Gesellschaft
Moderation: Wiener Zeitung
QELLE : wienerzeitung.at
Ludwig Wittgenstein
Noch heute, rund 70 Jahre nach dem Tod von Ludwig Wittgenstein, sind seine Texte und Thesen Pflichtlektüre für Studenten der Philosophie und Literatur in der ganzen Welt. Das bekannteste zu seinen Lebzeiten erschiene Werk, die Logisch-philosophische Abhandlung (Tractatus logico-philosophicus) erschien genau vor 100 Jahren, im Jahr 1921. Angesichts dieser beiden runden Jahrestage haben wir zahlreiche Artikel und Interviews über Leben, Philosophie und Wirken des großen österreichisch-britischen Philosophen (geboren 1889 in Wien) in einem Dossier zusammengefasst.
Wittgenstein und Digitalisierung
„Niemand hat den Überblick“: Der Philosoph Friedrich Stadler erklärt im Interview das Mängelwesen Mensch und spricht über Wittgensteins Erkenntnis, dass das, worüber wir nicht sprechen können, das viel Wichtigere ist. Und wie lässt sich über Mathematik sprechen? Können Zahlen eine Art zu denken sein? Hierzu gibt der Wiener Mathematiker Karl Sigmund Einblicke in das mathematische Denken Wittgensteins. Wie logisch der Mensch eigentlich ist, darüber diskutieren der Philosoph Konrad Paul Liessmann und der Physiker Wolfgang Kummer: „Mit Aristoteles beginnt die Formalisierung des Denkens.“
„Wovon man nicht sprechen kann, darüber muss man schweigen“? Sprache, so Wittgenstein, ist „Teil einer Tätigkeit“. Dass es sich beim Sprechen nicht bloß um Wörter und Sätze sondern um weitaus mehr handelt, darum geht es in Eugen Maria Schulaks Essay „Sprache und Wirklichkeit.“ „Die Sprache ist das Fundament“ wiederum blickt auf das Gemeinsame und Trennende im Denken von Wittgenstein, Heidegger, Benjamin und Cassirer.
1914 meldete sich der 25-jährige Ludiwg Wittgenstein freiwillig zum Kriegsdienst. Er war in Galizien und an der Italienfront im Einsatz. Seine Kriegserfahrungen und seine Denkarbeit notierte er in geheimschriftlich verfassten Tagebüchern. Sie gewähren Einblick in seine seelische und weltanschaulich-geistige Verfasstheit. Die Österreichische Moderne nach 1918 und ihre Protagonisten ist Forschungsobjekt einer aufschlussreiche Studie über das Werk sechs österreichischer Autoren nach dem Ende des Habsburger-Imperiums: Ironie am Abgrund. „Exaktes Denken am Rand des Untergangs“ wiederum lautete der Titel einer Ausstellung über die geistige Auseinandersetzungen dieser Epoche. Sie wies darauf hin, wie schwer es diese Vertreter der Vernunft und Logikdamals hatten, ehe ihr Zirkel tragisch endete. Und während Ludwig Wittgenstein trotz Familienreichtum in freiwilliger Askese lebte, stellt Margaret Wittgenstein diesen öffentlich zur Schau, wie in einer Biografie über seine Schwester zu lesen ist.
„Ich kann mir nicht vorstellen, anderswo so zu arbeiten wie hier“, schrieb Ludwig Wittgenstein 1936 an einen Freund, aus Skjolden in Norwegen, aus seinem Häuschen jenseits des Endes des Sognefjordes.
QELLE : wienerzeitung.at
KLAMAUK:Ein Shakespeare voller Narren
51Die Kammerspiele zeigen „Was ihr wollt“ als Schwulen-Klamauk. Aber lachen kann man.vom 15.04.2022, 17:00 Uhr | Update: 19.05.2022, 12:43 Uhr

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Edwin BaumgartnerRedakteurMehr zu diesem Thema

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Die Kammerspiele würden ja selbst aus dem „Lear“ noch eine Posse machen. Wie muss das erst sein, wenn sie William Shakespeares von vorneherein possenhaftestes Stück „Was ihr wollt“ spielen?
Genau so ist es gekommen. Genau so, wie angenommen. Genau so, wie befürchtet.
Links
Alles rund um Shakespeare: Dossier über den berühmten Barden wienerzeitung.at ist nicht verantwortlich für die Inhalte externer Internetseiten.
Shakespeare? – Ach was!
Theater
Was ihr wollt
Von William Shakespeare
Torsten Fischer (Regie)
Mit: Maria Bill, Claudius von Stolzmann, Martin Niedermair, Dominic Oley, Julian Valerio Rehrl u. a.
Kammerspiele
Wh.: 27., 28., 29. April
Lachen kann man da, zwar tief unter Niveau, aber doch.
Zur Shakespeare-Zeit standen nur Männer auf der Bühne? – Na bitte! Regisseur Torsten Fischer stellt auch (fast) nur Männer auf die Bühne. Der männlichste von allen, Martin Niedermair, gibt die Olivia. Rock ‘runter – Strapse gezeigt. Der Touch des Schwulen erzeugt eine Atmosphäre, als hätte eine Klasse von Pubertierenden den „Käfig voller Narren“ gesehen. Sebastian bleibt Sebastian, doch Viola mutiert zum Cesario: Julian Valerio Rehrl gibt sich dem angetunteten Orsino Claudius von Stolzmanns hin.
Da braucht‘s die rechte Übersetzung dazu: Fischer und Herbert Schäfer geben Zoten mit Zoten wieder, und wo der Schwan aus Stratford nicht selbst geschweinigelt hat, helfen sie nach.
Shakespeare? – Ach was!
Lachen kann man da.
Bunt ist die Unterhose
Im poetischsten Moment sagt Maria Bill, die einzige Frau, hier in der Männerrolle des Narren, naturgemäß, zumeist Tango-Chansons krähend, den Hamlet-Monolog auf. Kann sie’s nicht oder soll sie’s nicht können – das ist die Frage. Wenn sie ihre Tango-Songs zur melancholisch kratzenden Begleitung von Aliosha Biz, Nikolai Tunkowitsch und Krzysztof Dobrek krächzt, versprüht das wenigstens Es-war-einmal-Charme.https://fe172126bbfdd37f72914f82c1342f3e.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-40/html/container.htmlWerbung
Robert Joseph Bartl stolpert als meist illuminierter Oliver Hardy über die Bühne, soll Sir Toby sein. Da fehlt auch der Doof zum Dick nicht und wird von Matthias Franz Stein verkörpert, soll der Sir Andrew sein. Beide sind glänzend. Alexander Strömer kriegt als hantige Maria vorprogrammierte Auftrittslacher. Markus Kofler (Antonio), Tamim Fattal (Kapitän), Lubiša Lupo Grujčić liefern weitere Beiträge zum irren Verwirrspiel und Dominic Oley kommt als Mavolio in gelben Socken und gelber Unterhose daher.
Shakespeare? – Ach was!
Lachen kann man da.
Unterhosenhumor auf taumelnden Schritt und schwofenden Tritt: Man greift sich und einander in den Schritt und klopft auf jeden Po, der sich zeigt. Ein Hut schnell aufgehängt am Gemächt (das ist hier weit vornehmer gesagt als auf der Bühne), Sir Andrew verliert die Hose, bunt ist, was sich darunter zeigt. Und wozu dient ein Geigenkasten, wenn nicht dazu, zwischen die Beine geklemmt zu werden?
Das Bühnenbild ohne Bühnenbild ist von Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos, die auch die Kostüme wie aus den hintersten Regalen des Fundus geholt haben. Welches Kellertheater hat jüngst seine alten Sachen verkauft?
Ein Schülertheater, das in einen unverdauten Samuel-Beckett-Trip alles hineinpackt, was man in Dick-und-Doof-Filmen gesehen zu haben glaubt. Tänzchen in Elefanteneleganz, hinfallen, auf dem Boden kugeln, nachrennen, fragend schauen. Fehlt bloß die Tortenschlacht. Nur verliert der Klamottenhumor aus der untersten Schublade die deutlichen Anführungszeichen da und dort schon auch einmal.
Shakespeare? – Ach was!
Lachen kann man da.
Der Ulk versprüht freilich eine eigene Poesie wirrer Frische. Doch niemand hält diesen Zugriff zwei Stunden lang durch. Nachher erinnert man sich an ein Konvolut lustiger Szenen, nicht an ein Stück aus einem Stück.
Wie war das mit der Autorenfrage bei Shakespeare? – Ist alles von ihm? Von Marlowe? Am Ende gar von Elizabeth I.? Das ist hier geklärt. Shakespeare war eine Teamarbeit von Torsten Fischer, Herbert Schäfer und Vasilis Triantafillopoulos. Vom Stratforder stammen nur große Teile des Textes. Und was zählt schon ein Text in diesen Zeiten des Regietheaters?
Kann man da lachen?
QELLE : wienerzeitung.at
AKTIENMARKT:Frisches Blut für Wiens Börse
81Mit Austriacard und der Funkmastensparte der Telekom Austria wird der Kurszettel heuer wieder etwas länger.vom 03.03.2023, 12:00 Uhr | Update: 03.03.2023, 12:18 Uhr

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Karl LebanRedakteurMehr zu diesem Thema

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Börsengänge sind in Österreich eher selten. Die letzten vier vor Ausbruch der Pandemie waren 2017 die Bawag und 2019 die Biotechfirma Marinomed, das Kreditinstitut Addiko (mit dem Balkangeschäft der früheren Hypo Alpe Adria) sowie der Tech-Konzern Frequentis, ein Anbieter von Flugsicherungssystemen und Software für Sicherheitsbehörden. Danach folgte eine dreijährige Durststrecke ohne neue Listings für den Kurszettel der Wiener Börse. Doch mittlerweile winken dem heimischen Aktienmarkt wieder Neuzugänge. So sind für heuer vorerst zumindest zwei in Sicht: die einstige Nationalbank-Tochter Austria Card sowie der Handy-Funkmastenbetrieb der teilstaatlichen Telekom Austria.
Läuft alles nach Plan, sollen die Aktien der Austriacard Holdings AG am 27. März erstmals an der Wiener Börse gehandelt werden. Ein öffentliches Kaufangebot (IPO) wird es vorher jedoch nicht geben. Voraussetzung für die Handelsnotierung ist nämlich der Vollzug einer gesellschaftsrechtlichen Verschmelzung der Austriacard mit der griechischen Tochter Inform Lykos. Da diese Tochter an der Börse in Athen gelistet ist, kommen im Zuge der Fusion automatisch „mehr als 2.000 Aktionäre“ aus dem Börsenpublikum an Bord, wie Austriacard-Finanzchef Markus Kirchmayr erklärt. Austriacard dockt somit direkt an die Wiener Börse an und notiert künftig statt Inform auch in Athen. Die Zulassung zum Handel hat das Unternehmen bereits in der Tasche.
Gelistet im „Prime Market“
Auch die Verschmelzung ist schon besiegelt. Was noch fehlt, ist die Eintragung im Firmenbuch. Die jedenfalls sollte laut Kirchmayr bis Mitte März erfolgen. Damit sollte es dann auch mit der voraussichtlichen Erstnotierung am 27. März klappen.
Gehandelt werden soll der neue Titel im „Prime Market“, dem obersten Handelssegment in Wien. Auf Basis externer Unternehmensbewertungen bringt Austriacard Kirchmayr zufolge „240 bis 250 Millionen Euro“ auf die Waage, woraus sich mit Blick auf die Gesamtzahl der Aktien zur Orientierung der Anleger ein Referenzpreis von 13,40 Euro errechnet.
Austriacard sieht sich als „führenden Anbieter digitaler Sicherheitstechnologie“. Das in Wien ansässige Unternehmen beschäftigt mehr als 1.500 Mitarbeiter und ist vor allem in Europa, aber auch in den USA tätig. Es entwickelt, produziert und personalisiert Bankomat- und Kreditkarten, Ausweise und Zugangskarten und bietet zudem innovative digitale Lösungen an. Die E-Card ist eines von vielen Prestigeprojekten. Zum Kundenkreis gehören Fintechs, Banken, Industrie-, Retail- und Transportunternehmen sowie öffentliche Institutionen.
Das Geschäft hat sich zuletzt vielversprechend entwickelt. 2021 schrieb Austriacard bei 178,0 Millionen Euro Konzernumsatz einen operativen Gewinn (Ebitda) in der Höhe von 26,8 Millionen. Gesamtzahlen für 2022 liegen noch nicht vor, aber im ersten Halbjahr stieg der Umsatz im Jahresabstand um 69 Prozent auf 137,1 Millionen Euro und das Ebitda um 137 Prozent auf 19,8 Millionen Euro.
Mehrheitsaktionär und Vorstandschef der Austriacard ist Nikolaos Lykos, der die vierte Generation der griechischen Familie Lykos repräsentiert. Die Lykos-Gruppe hatte 2008 zunächst die Mehrheit an der ehemaligen Tochter der Österreichischen Nationalbank (OeNB) erworben und drei Jahre später die restlichen Anteile.
Telekom wird zweigeteilt
An der fusionierten Gesellschaft (Inform Lykos wird auf die Mutter Austriacard verschmolzen) wird Nikolaos Lykos 77,25 Prozent der Anteile halten, Vorstandsmitglied Panagiotis Spyropoulos 1,48 Prozent. Mehr als ein Fünftel (21,27 Prozent) wird breit im Börsenpublikum gestreut sein. Geplant ist, den Streubesitz in Zukunft noch zu vergrößern.
Kein IPO, kein Börsengang mit einem öffentlichen Kaufangebot an Investoren, wird auch die Funkmastengesellschaft der bereits börsennotierten Telekom Austria sein. Wie berichtet will sich die Telekom aufspalten, indem sie ihre rund 15.000 Mobilfunkmasten in Österreich sowie Ost- und Südosteuropa in eine eigene Gesellschaft auslagert. Mit dem Spin-off soll das neue Unternehmen, das dann eine Schwestergesellschaft der Telekom sein wird, automatisch an der Wiener Börse notieren – ebenfalls im „Prime Market“, wie zu hören ist.
Notierung wohl im Sommer
Diese Pläne sollen jedenfalls „relativ zügig umgesetzt werden – noch im heurigen Jahresverlauf“, so Telekom-Sprecher Michael Höfler. Dem Vernehmen nach arbeitet das Telekom-Management mit Hochdruck an dem Projekt. Mit Hinweis auf das Börsenlisting heißt es in Finanzkreisen: „Im Sommer soll das durch sein.“
Die beiden Hauptaktionäre der Telekom, der mexikanische Mobilfunkkonzern América Móvil und die österreichische Staatsholding Öbag, hatten Anfang Februar vereinbart, die Funkmasten abzuspalten. Der Grund: Deren Betrieb gehört nicht zum Kerngeschäft von Mobilfunkfirmen. Und daher soll eine eigene Gesellschaft ihren Fokus auf das Geschäft mit Vermietungen an andere Mobilfunkanbieter richten können. Die jeweiligen Aufsichtsratsgremien der Öbag und der Telekom haben für die Pläne vor kurzem bereits grünes Licht gegeben. Die Telekom-Hauptversammlung wird das am 7. Juni tun.
In Zukunft halten die heutigen Aktionäre der Telekom Austria ihre Aktien an zwei getrennt voneinander agierenden Unternehmen. An den Eigentumsverhältnissen ändert sich dabei nichts. Auch bei der neuen Mastengesellschaft werden auf América Móvil 51,00 Prozent, auf die Öbag 28,42 Prozent und auf den Streubesitz 20,58 Prozent entfallen.
Kommunalkredit an die Börse?
Neben Austriacard und der Funkmastenfirma, die als fixe Kandidaten für Wiens Börse gelten, ist in der Finanzbranche noch von anderen möglichen Kandidaten die Rede – beispielsweise von der Kommunalkredit Austria und dem Verpackungshersteller Constantia Flexibles. Zudem ist beim Baukonzern Strabag ein zweiter Börsengang in Form eines zweiten öffentlichen Kaufangebots (SPO) denkbar, um den Streubesitz zu vergrößern.
Christoph Boschan, Chef der Wiener Börse AG, sieht für 2023 „Lichtblicke“ im Bereich Börsengänge. „Unser IPO-Workshop am 14. März ist bereits gut gebucht“, sagt er. „Nachdem es in den vergangenen drei Jahren nur diverse Zugänge im Einstiegssegment gab – etwa VAS, Kostad, Voquz Labs und Biogena Invest -, legt nun auch der Hauptmarkt zu. In Österreich gibt es spannende Börsenkandidaten“, betont Boschan.
Florian Beckermann, Chef des Interessenverbandes für Anleger, glaubt ebenfalls, dass Wien heuer den einen oder anderen Börsengang sehen könnte. „Die Zinswende bedeutet auch ein Wiederauferstehen der Kapitalmärkte. Das springt jetzt wieder an.“
QELLE : wienerzeitung.at
INSOLVENZ:Modekette Peek & Cloppenburg insolvent
74Der Umsatzrückgang währender Corona-Pandemie und Verluste im Onlinehandel sorgten für eine finanzielle Schieflage beim Kleidungskonzern.vom 03.03.2023, 16:23 Uhr | Update: 03.03.2023, 17:43 Uhr

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Benkos Deutschland-Debakel13.02.2023 22 9

In der Schuldenfalle08.01.2023 13 14
Die deutsche Modekette Peek & Cloppenburg muss sich sanieren und hat ein Schutzschirm-Insolvenzverfahren beantragt. Die österreichische Schwestergesellschaft mit 13 Filialen ist nicht vom Schutzschirm betroffen. Das gilt auch für weitere Gesellschaften der Gruppe in Deutschland und im Ausland.
Der Schutzschirm diene dazu, „den krisenbedingt angestoßenen Restrukturierungsprozess des Unternehmens zu beschleunigen“, erklärte das Unternehmen am Freitag. Die rund 6.800 deutschen P&C-Beschäftigten erhalten in den kommenden drei Monaten Gehälter von der Agentur für Arbeit. Für die Peek & Cloppenburg Retail Buying GmbH & Co. KG wurde ebenfalls ein Antrag auf ein Schutzschirmverfahren gestellt. Am Heimatmarkt in Deutschland hat der Düsseldorfer Konzern 67 Filialen.
Peek & Cloppenburg Düsseldorf habe das Schutzschirmverfahren gestartet, „um sich an die veränderten Marktbedingungen in Deutschland anzupassen und für die Zukunft neu aufzustellen“, erklärte das Unternehmen. Mit dem Schutzschirm werde das Unternehmen die zur Restrukturierung und Sanierung erforderlichen Maßnahmen gezielt in eigener Verantwortung erarbeiten und kurzfristig umsetzen. Die Leitung des Unternehmens bleibe in den Händen der Geschäftsführung.
Mitarbeiterkosten überproportional gewachsen
Geschäftsführer Thomas Freude sagte der „Wirtschaftswoche“, im Laufe des Verfahrens „werden auch Arbeitsplätze wegfallen müssen“. Klar sei, „dass wir uns in der Zentrale all jene Hierarchieebenen und Bereiche genau anschauen werden, in denen die Kosten in den vergangenen Jahren überproportional gewachsen sind“. Zurzeit seien dort rund 800 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt. „Das ist eine Größe, die nicht zum Geschäftsvolumen passt“, sagte Freude dem Blatt weiter.Werbung
Peek & Cloppenburg Düsseldorf habe in der Corona-Zeit 30 Prozent Umsatz verloren und gleichzeitig viele Stellen in administrativen Bereichen geschaffen. „Das sind Einbußen, die wir nicht so einfach wegstecken können“, betonte der Geschäftsführer. Nach dem Ende der Corona-Auflagen sei die Erholung „nicht so stark wie erhofft“ ausgefallen, und „auch das vergangene Geschäftsjahr lief für uns nicht besonders erfolgreich“.
Inflation gestiegen, Nachfrage gesunken
Die Zahl der Kundinnen und Kunden, die die Filialen besuchen, liege weiterhin unter dem Niveau der Vor-Corona-Zeit. Zudem müssten viele Kunden wegen der hohen Inflation derzeit sparen.
Hinzu kommen laut Freude Verluste im Onlinegeschäft. „Die Erwartungen an das Onlinegeschäft haben sich für uns nicht ansatzweise erfüllt“, sagte der Geschäftsführer der „Wirtschaftswoche“. Er kündigte an, dass es jetzt „in die Richtung: Store first statt Online first“ gehe. Die Filialen seien weiter das Fundament des Geschäfts. „Stand heute wollen wir alle Stores weiterbetreiben und dort auch auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten.“
Peek & Cloppenburg Düsseldorf und Peek & Cloppenburg Hamburg sind zwei getrennte Unternehmen. Zur Düsseldorfer Gruppe gehören auch die Herrenausstatter Anson’s und Magasin du Nord. (apa)
QELLE : wienerzeitung.at
RECHNUNGSHOF:Hohe Abhängigkeit von Unternehmen
62Bei der Entwicklung des elektronischen Identitätsnachweises (E-ID) gibt es Probleme.vom 03.03.2023, 15:37 Uhr | Update: 03.03.2023, 15:43 Uhr

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Weniger Behördenkontrollen bei Firmenübergaben21.10.2020
Der Rechnungshof nahm sich in seinem siebten Bericht des Jahres die geplante Umstellung der Handysignatur auf einen elektronischen Identitätsnachweis (E-ID) vor, der seit 2018 entwickelt wird. Die Handysignatur nutzen 2,92 Millionen Menschen, der Rechnungshof nennt sie „ein Erfolgsmodell“, das EU-Sicherheitsstandards nicht erfülle. Die E-ID hätte schon 2020 eingeführt werden sollen, im Mai 2022 war sie „noch im Pilotbetrieb“ und deshalb nicht einsatzfähig.
Bei der Entwicklung des Identitätsnachweises dürfte es allerdings zu erheblichen Fehlentwicklungen gekommen sein. So war die Umsetzung zwischen dem damaligen Bundesministerium für Digitalisierung und Wirtschaftsstandort von Margarete Schramböck (ÖVP) und dem Innenministerium von Herbert Kickl (FPÖ) und Karl Nehammer (ÖVP) aufgeteilt. Es fehlte aber eine „ressortübergreifende Gesamtprojektleitung“ und damit ein Überblick über Inhalte, Zeitpläne und die Gesamtkosten. Erst 2021 wurde ein ressortübergreifender Lenkungsausschuss eingerichtet, kritisiert der Rechnungshof.
Viele Leistungen
mussten zugekauft werden
Das größte Problem sieht der Rechnungshof aber in der Abhängigkeit von externen Dienstleistern, die einen Großteil der Arbeit gemacht haben. Das Digitalisierungsministerium hat, gemessen an Personentagen, nur sieben Prozent der Arbeit selbst geleistet. So mussten nicht nur „sämtliche Leistungen zur Produktentwicklung extern zugekauft werden“, auch Leitungskompetenzen seien an externe Unternehmen abgegeben worden. Beide Ministerien vergaben zwischen 2018 und 2021 63 Aufträge an 13 verschiedene Unternehmen, die ihrerseits noch einmal 21 Subauftragnehmer beauftragt haben.https://0bcca799c4a345296cf1f85974854dc3.safeframe.googlesyndication.com/safeframe/1-0-40/html/container.htmlWerbung
Rätselraten herrscht auch über einen Auftrag an einen Kommunikationsberater: 52.800 Euro wurden allein für die Konzeption des Projektes „Storytelling österreich.gv.at“ ausgegeben. Im Oktober 2018 zahlte das Wirtschaftsministerium 36.000 Euro für eine 13-seitige Präsentation. Das Ministerium wusste zudem nicht, welche „konkreten Leistungen der Kommunikationsberater erbracht und wer diese abgenommen hatte“, kritisiert der Rechnungshof. Im Juli 2019 bekam er aufgrund der Stornierung eines weiteren Auftrages zusätzlich 16.800 Euro. Vergleichansgebote wurden keine eingeholt.
Die dreieinhalbjährige Verzögerung der Umsetzung liegt laut Rechnungshof vor allem an der Vielzahl an beteiligten Unternehmen. Wenig überraschend empfiehlt er deshalb, diese Abhängigkeiten zu reduzieren, um das nötige Fachwissen zur E-ID in der Verwaltung zu behalten.(pak)WerbungSchlagworte
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