Rekord-Marathon-Läufer Kipchoge zurück im Prater
Der schnellste Marathon-Läufer der Geschichte ist heute in Wien an den Schauplatz einer seiner Ausnahmeleistungen zurückgekehrt. Der Kenianer Eliud Kipchoge war im Prater zu Gast.Online seit heute, 15.46 UhrTeilen
2019 lief er dort unter Laborbedingungen einen Marathon in 1:59:40 Stunden. Anlässlich seines Besuchs sprach der Olympiasieger über seine Verbundenheit mit Wien, die Bedeutung von Bewegung für Kinder und seine Zukunftspläne mit Olympia 2024 als nächsten Meilenstein. „Es ist schön, wieder hier zu sein. Wien wird immer in meinem Herzen sein, hier habe ich vor vier Jahren die Möglichkeit bekommen, meinen Traum zu verwirklichen und zu zeigen, was ich leisten kann“, sagte Kipchoge.
Die Stadt Wien wiederum bedankte sich bei ihm mit dem von Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) überreichten „Goldenen Rathausmann“. Der am gleichen Tag wieder abreisende Rekordmann versprach, bei nächster Gelegenheit mit seinen drei Kindern zurückzukommen, um ihnen die Schönheiten der Stadt zu zeigen.
Eine Rückkehr als Läufer oder Gast zum Vienna City Marathon schloss der am Vormittag von zahlreichen Hobbyläufern und Fans umlagerte Kenianer nicht aus. „Es könnte sein, vielleicht als Laufbotschafter, um etwas für die Stadt zu tun.“

„Das war eine große Sache“
Der 38-Jährige pries im Prater auch die vorgezeigte Schulinitiative „The Daily Mile“. „Ich bin glücklich, die nächste Generation zu inspirieren und sie laufen zu sehen. Das ist der einzige Weg. Wenn Kinder aktiv in der Schule sind, werden sie fitter in ihren Körpern und ihren Köpfen. Wenn ich Kinder laufen sehe, dann bin ich mir sicher, dass die Welt eine gute Welt sein wird.“
Auf der Prater Hauptallee gab Kipchoge auch den Startschuss für die 1:59-Pace-Challenge, bei der man sich über 353 Meter mit dem von ihm vor vier Jahren über die gesamten 42,195 Kilometer angeschlagenen Tempo messen kann. Dabei kam Kipchoge auch wieder sein damaliger Rekordlauf in den Sinn. „Vor allem das Bild, wie ich die Ziellinie überquere. Es geschafft zu haben, den Traum zu verwirklichen, und die vielen Menschen, die dabei waren – das war eine große Sache.“
„Alles ist möglich“
Ob er oder jemand anderer jemals auch unter regulären Bedingungen unter zwei Stunden bleiben kann, hält er für denkbar. „Alles ist möglich.“ Eine Unterscheidung in als Rekord anerkannte Leistung oder eben nicht, trifft er für sich selbst nicht. „Wo ist der Unterschied? Sie können es offiziell oder nicht offiziell nennen, ich bin unter zwei Stunden gelaufen, ich habe es hier geschafft“, betonte der Olympiasieger, der ja auch den gültigen Weltrekord von 2:01:09 Stunden hält.
Diesen hat er im Vorjahr in Berlin aufgestellt, vergangenes Wochenende gewann er dort in 2:02:42 zum fünften Mal. „Das Rennen war gut, ich habe wieder gewonnen, mit der achtschnellsten Zeit der Geschichte.“ Für noch viel mehr Aufsehen hatte in Berlin aber die Äthiopierin Tigist Assefa mit ihrem Fabelweltrekord von 2:11:53 Stunden gesorgt. „Das ist ein wundervolles Zeichen für Frauen, auch sie können ihre Grenzen verschieben“, zeigte sich Kipchoge beeindruckt.
Weiterer Weltrekord denkbar
Aber auch ein weiterer Weltrekord von ihm selbst sei denkbar. „Ich weiß es nicht, ich muss mich jetzt erholen, gut trainieren und dann sehen, was passiert.“ Diesbezüglich gibt er sich aber entspannt. „Ich habe meinen Teil geleistet, jetzt sind die anderen an der Reihe.“
Sein bereits hohes Läuferalter von bald 39 Jahren sieht er keineswegs als Hindernis, er wolle vielmehr als Beispiel dienen, dass man auch diesbezüglich keine Limits habe. „Deswegen laufe ich immer noch und pushe mich, um den Menschen zu zeigen, dass es keine Grenzen gibt. Es geht um den Glauben in das, was man tut, warum man den Sport betreibt“, sagte Kipchoge und verwies auf andere Höchstleister in ähnlichem Alter wie Cristiano Ronaldo, Valentino Rossi und Lewis Hamilton. Letzteren bezeichnete er als sein großes Idol.
Drittes Olympiagold als Ziel
Abgesehen von einem möglichen Weltrekord ist das dritte Olympiagold nach 2016 und 2021 sein nächstes ganz großes Ziel. Ein weiterer Marathon davor im Frühling 2024 ist nicht ausgeschlossen. „Ich habe noch keinen Plan, aber Olympia ist fix. Es ist schön, nach Paris zurückzukommen“, sagte er und erinnerte an seinen WM-Sieg 2003 über 5.000 Meter ebendort.
red, wien.ORF.at/Agenturen