Vulkane
Warten auf ein Jahrhundertereignis
Warten auf ein Jahrhundertereignis teilenWissenWissenschaftNaturwissenschaft
15. Januar 2023, 06:00 Uhr
Am Sonntag vor einem Jahr ist der Unterwasservulkan Hunga Tonga-Hunga Ha’apai ausgebrochen. Es war die stärkste Vulkanexplosion seit dreißig Jahren. Der Ausbruch dauerte wenige Stunden, hätte er länger angehalten, wären die Konsequenzen weit verheerender gewesen. Ob so starke Ausbrüche vorhersehbar sind und wie man mit dem Risiko umgehen kann, erklären Experten gegenüber ORF Topos.Katharina Gruber
Es war die höchste Aschewolke, die je bei einem Vulkanausbruch gemessen wurde, als der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai letztes Jahr am 15. Jänner ausbrach. 57 Kilometer ragte sie in die Höhe. Beim letzten Vulkanausbruch vergleichbarer Stärke – dem Ausbruch des Pinatubo auf den Philippinen 1991 – waren es 40 Kilometer gewesen. Der Hunga Tonga-Hunga Ha’apai verursachte Tsunamis, die auch die Küsten Japans sowie Nord- und Südamerikas erreichten.
Vorhersage wäre möglich gewesen
In der Nähe des Vulkans gab es keinen einzigen Seismografen, der auf ungewöhnliche Bodenbewegungen hinweisen hätte können, sagt Götz Bokelmann, Seismologe an der Universität Wien: „Der Ausbruch kam überraschend, weil es keine Instrumente gab, die ihn hätten vorhersagen können. Man wusste zwar, dass ein Ausbruch bevorstand, aber der genaue Zeitpunkt war vollkommen unklar.“

Die nächsten Seismometer standen in 800 bzw. 2.000 Kilometer Entfernung, erklärt er: „Das ist besonders schmerzhaft, weil es gerade in dieser Gegend, die stark von Vulkanismus und Erdbeben betroffen ist, große Lücken gibt. Durch Seismometer auf den Inseln und die entsprechende Datenauswertung hätte man Menschenleben retten können.“ Nach offiziellen Angaben starben in Tonga vier Menschen direkt durch den Vulkanausbruch. Zudem wurde die Hauptinsel des Königreichs mit einer Ascheschicht bedeckt, die die meisten Häuser zerstörte und das Trinkwasser verunreinigte.
Was es für eine gute Vorhersage braucht
Werden lokale Bodenbewegungen beobachtet, lässt sich der Zeitraum, in dem ein Ausbruch stattfinden wird, stark eingrenzen. Bokelmann weist darauf hin, dass für eine exakte Vorhersage aber zusätzliche Geräte direkt auf dem Vulkan notwendig seien. Sie messen kontinuierlich unter anderem Gasausstoß und Temperatur. Italien überwacht so beispielsweise seine Vulkane. Dadurch können Städte wie Neapel am Fuße des Vesuvs im Ernstfall rechtzeitig evakuiert werden. Das erfordert viel Auswertungsarbeit, die von wissenschaftlichem Personal erledigt werden muss.
Zwar kommt auch künstliche Intelligenz (KI) zum Einsatz, doch im Moment führt noch kein Weg an der Auswertung durch Menschen vorbei. In Zukunft werde KI das besser als Menschen können, sagt Bokelmann, dafür brauche es aber ausreichend Trainingsdaten für die Maschine. Relevanter werden in Zukunft auch Satellitendaten, sie spielen in der Vulkanforschung schon eine große Rolle, sind aber für die Prognosepraxis noch nicht einsetzbar.
Im Moment arbeitet man also hauptsächlich mit lokalen Geräten. Exakte Vorhersagen sind nur kurz vor dem Ausbruch möglich, und die Zeit reicht nur für eine Evakuierung, wenn die Daten ständig ausgewertet werden. Es ist daher in erster Linie eine Finanzierungsfrage, die über die Vorhersagbarkeit entscheidet. Global gesehen werden die Menschen also sehr ungleich geschützt.
Wenn es noch schlimmer kommt …
Im August vergangenen Jahres forderten der Vulkanologe Michael Cassidy und die Risikoforscherin Lara Mani in einem Kommentar in der wissenschaftlichen Fachzeitschrift „Nature“, dass weltweit größere Anstrengungen in die Vorhersage von Vulkanausbrüchen gesteckt werden müssten. Aber auch ins Risikomanagement, denn: Wäre der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai nicht nach wenigen Stunden vorbei gewesen oder hätte er noch mehr Asche ausgestoßen, wären die Folgen auf Lieferketten, Nahrungsmittelversorgung und Klima auf der ganzen Welt verheerend gewesen.

Der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai hatte die Stufe 6 und verlief dafür vergleichsweise glimpflich. Beim letzten Ausbruch der Stufe 6, dem erwähnten Pinatubo-Ausbruch 1991, starben je nach Angaben zwischen 700 und 900 Menschen. Die Autorin und der Autor des „Nature“-Kommentars argumentieren, dass sich die Welt aber auch auf einen Ausbruch der Stufe 7 einstellen müsste, der nach neueren Berechnungen durchschnittlich alle 625 Jahre stattfindet, zuletzt 1815 in Indonesien, als der Tambora ausbrach. Am Ausbruch und den Folgen starben schätzungsweise 100.000 Menschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass es noch dieses Jahrhundert zu einem solchen Ausbruch der Stufe 7 kommt, liege bei eins zu sechs, daher müsse sich die Welt darauf vorbereiten, so Cassidy und Mani.
Mit dem Unvorhergesehen umgehen
Thomas Glade, Geograf und Risikoforscher an der Universität Wien, sagt, dass Gesellschaften Schwierigkeiten haben, sich auf Ereignisse einzustellen, die die Menschen noch nicht erlebt haben: „Mit einem jährlich auftretenden Hochwasser oder einer Lawine, die alle zehn, 15 Jahre abgeht, kann man gut umgehen. Je seltener ein Ereignis, desto schwieriger.“
Auch wenn ein Vulkanausbruch der Stufe 6 global gesehen alle paar Jahrzehnte vorkommen kann, ist er für die jeweilige Region betrachtet eine Seltenheit. Wenn man sich präventiv orientiere, so Glade, müsse man sich auch damit auseinandersetzen, was potenziell passieren kann, selbst wenn das Ereignis in einer Region in den letzten Jahrhunderten nicht aufgetreten ist. Er sagt: „Dass man auch mit dem Unvorhergesehen umgehen kann, ist das Entscheidende beim Katastrophenmanagement.“ Gerade bei Vulkanausbrüchen ist das von enormer Bedeutung, denn selbst gute Vorhersage funktioniert eben nur eher kurzfristig.
Wichtig seien dafür beispielsweise „Redundanzen im System“, sagt er: „Damit nicht alles kollabiert, wenn eine Sache ausfällt.“ Das zeigt auch der Ausbruch des Hunga Tonga-Hunga Ha’apai: Weil er Unterwasserkabel zerstörte, konnte Tonga tagelang nicht mit der Außenwelt kommunizieren. Da wären zusätzliche Kommunikationswege nötig, die als Back-up dienen. Aber, so Glade: „Natürlich muss uns auch klar sein: Ab einer gewissen Ausbruchsstärke können wir uns auch nicht mehr darauf vorbereiten.“
Katharina Gruber (Text und Gestaltung), TV-Wissenschaft, für ORF Topos, Marcus Walter (Kamera), für ORF Topos, Sarah Goldschmidt (Schnitt), für ORF Topos, Zita Klimek (Infodesign), ORF Topos
Sendungshinweis: Vulkanausbrüche und das Klima, ORF3, 27.01.2022
Link:
– Kommentar in „Nature“v1.0.4-production (14. March 2023, 10:02:17)
QELLE : ORF.AT
Lichtermeer
Historisches Zeichen der Zivilgesellschaft
Historisches Zeichen der Zivilgesellschaft teilenZeitgeschichteGesellschaftÖsterreichPolitik
23. Januar 2023, 05:30 Uhr
Am Montag vor 30 Jahren fand die größte Demonstration in der Zweiten Republik statt. Rund 300.000 Menschen zündeten auf dem Wiener Heldenplatz Kerzen an, um ihrem Protest gegen Rassismus und rechtspopulistische Forderungen des FPÖ-Politikers Jörg Haider Nachdruck zu verleihen. Aus den Unterstützerinnen und Unterstützern der Aktion formierte sich die bis heute bestehende NGO SOS Mitmensch.Katharina Gruber
Der Zulauf zum Lichtermeer war so groß, dass der Heldenplatz die Massen nicht mehr fassen konnte. Unzählige Menschen fanden sich am Abend des 23. Jänner 1993 ein (siehe Video). Der Anlass, gegen den demonstriert wurde, war das von der FPÖ unter Haider initiierte Volksbegehren „Österreich zuerst“, das unter anderem einen kompletten Einwanderungsstopp forderte, und mit einer rassistischen und rechtsextremen Rhetorik einherging. In den Medien wurde es auch als „Ausländervolksbegehren“ oder „Anti-Ausländer-Volksbegehren“ bezeichnet.
Friedrun Huemer, Mitinitiatorin des Lichtermeers der ersten Stunde, erinnert sich: „Es war eine spezielle innenpolitische Situation. Die Ausländerfeindlichkeit, die immer vorhanden war, wurde von Jörg Haider geschürt und näherte sich einem Höhepunkt.“ Haider vertrat rechtsextreme Positionen, deren öffentliche Äußerung zuvor in der österreichischen Nachkriegspolitik kaum möglich gewesen wäre. Zur aktuellen Zielscheibe wurden vor allem Personen, die aufgrund der damaligen Umwälzungen in der europäischen Nachkriegsordnung nach Österreich kamen: Menschen, die vor den Kriegen in Jugoslawien flüchteten oder nach dem Fall des Eisernen Vorhangs aus Osteuropa einwanderten.
Einzigartige Mobilisierung durch breites Bündnis
Dem Volksbegehren gegenüber stand das Lichtermeer, initiiert von einer Gruppe Einzelpersonen, darunter neben Huemer einige Prominente aus Kunst und Kultur, wie etwa Josef Haslinger, Willi Resetarits und Andre Heller. Aus der Gruppe ging die Menschenrechts-NGO SOS Mitmensch hervor. Ihr gelang es, ein sehr breites Bündnis aufzustellen, das zu der einzigartigen Größe der Veranstaltung führte, so Huemer: „Kirchen, Gewerkschaften, Parteien, alle haben für das Lichtermeer geworben.“

Dafür hätte man auch in Kauf genommen, bei den Forderungen Abstriche zu machen, sagt sie im Gespräch mit ORF Topos: „Die Forderungen, die dann stehengeblieben sind, haben die großen Parteien akzeptiert und sie haben ihre Leute mobilisiert.“ Ihr Eindruck sei es gewesen, dass die Großparteien wollten, „dass recht viele dabei sind, wenn es gegen die FPÖ geht“.
Gesetzesverschärfungen und Haiders „Mann in der Regierung“
Dass sich Regierungsmitglieder am Lichtermeer beteiligten, hinderte die SPÖ/ÖVP-Regierung unter Franz Vranitzky nicht daran, die Aufenthalts- und Asylgesetze gleichzeitig zu verschärfen. Schon 1992 hatte sie Asylrechtsverschärfungen eingeführt. Wenige Wochen nach dem Lichtermeer wurde das Aufenthaltsgesetz beschlossen, das mit Juli 1993 in Kraft trat.
„30 Jahre Lichtermeer“ als partizipative Web-Ausstellung: Dem Lichtermeer widmet sich eine neue Onlineausstellung des Hauses der Geschichte Österreich (hdgö). Die Ausstellung ist partizipativ angelegt, sodass Besucherinnen und Besucher auch eigene Fotos, Videos oder Aufnahmen von Gegenständen, die sie an das Lichtermeer erinnern, hochladen können (mehr zur Ausstellung im Video).
Von da an musste man einen Aufenthaltstitel bereits vor der Einreise beantragen und dabei schon ein bestimmtes Einkommen und Wohnraum in Österreich vorweisen, erklärt Anny Knapp von der Asylkoordination: „Ab diesem Zeitpunkt war die Zuwanderung für Menschen, die keine Anknüpfungspunkte in Österreich hatten, de facto ausgeschlossen.“ Haider veranlassten die Verschärfungen damals zu dem Kommentar, SPÖ-Innenminister Franz Löschnak sei „unser Mann in der österreichischen Bundesregierung“.

Die Erfolge der FPÖ und ihrer Gegnerinnen und Gegner
Das Volksbegehren „Österreich zuerst“ blieb weit hinter Haiders Erwartungen zurück: Es erreichte mit rund 417.000 Unterschriften nicht einmal die Hälfte der erhofften Stimmen. Hauptforderung des Volksbegehrens war es, in der Verfassung festzuschreiben, dass Österreich kein Einwanderungsland sei. Alexander Pollak, der heute Sprecher von SOS Mitmensch ist, dazu: „Damit sind sie krachend gescheitert, und heute ist so eine Forderung auch realitätsfern. Österreich war ein Migrationsland und ist es mehr denn je.“
Einige Punkte des Volksbegehrens wurden aber in die Realität umgesetzt, beispielsweise wurden die heutigen Deutschförderklassen im Schulunterricht bereits als „Vorbereitungsklassen“ in „Österreich zuerst“ gefordert. Auch dass es bis heute kein Wahlrecht gibt für Menschen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, die dauerhaft in Österreich leben, entspricht einer Forderung des Volksbegehrens. Im Asyl- und Fremdenrecht ging die Tendenz in den letzten drei Jahrzehnten grundsätzlich in Richtung Verschärfung.
Dennoch, sagt Pollak, der Großteil der Forderungen des Volksbegehrens sei nicht umgesetzt worden, und mit dem Lichtermeer habe auch eine gegenteilige Entwicklung eingesetzt: „Es war ein Meilenstein für die österreichische Menschenrechtszivilgesellschaft, die es auch schafft, Dinge voranzubringen.
Der Menschenrechtsbeirat wurde eingesetzt, die Lehre wurde für Asylsuchende zugänglich. Wir haben Kinderabschiebungen verhindert, leider nicht alle, aber doch einige.“ Und es sei immer wieder gelungen, „die Handlungsspielräume der extremen Rechten einzuschränken, aber der Aufstieg des Rechtspopulismus hat stattgefunden, und den erleben wir auch heute noch.“
FPÖ-Migrationspolitik als politischer Mainstream
Dass rechtspopulistische Positionen in der Mitte der Gesellschaft angekommen sind, zeigen wissenschaftliche Analysen, beispielsweise der Diskursforscherin Ruth Wodak, die der ÖVP nachgewiesen hat, dass sie „wesentliche Forderungen der FPÖ in Bezug auf Migrations- und Flüchtlingspolitik“ übernommen habe und „demensprechend eine äußerst restriktive Einwanderungspolitik“ propagiere.
Dem aktuellen Koalitionspartner wird von Kritikerinnen und Kritikern oft vorgeworfen, dem wenig entgegenzusetzen. Die Lichtermeer-Initiatorin Huemer, die selbst einmal für die Grünen im Wiener Gemeinderat saß, bezeichnet den Kurs ihrer Partei in dieser Hinsicht als „sehr schmerzlich“. Pollak fügt hinzu: „Dass der Rechtspopulismus Teil des politischen Mainstreams geworden ist, hat auch dazu geführt, dass er nicht mehr als so schockierend wahrgenommen wird.“
„Von historischer Bedeutung“
Umso wichtiger sei es, sagt Pollak, „dass es eine Zivilgesellschaft gibt, die trotzdem dagegen ankämpft und Lösungsvorschläge anbietet.“ Für die Formierung dieser Zivilgesellschaft war das Lichtermeer jedenfalls von historischer Bedeutung, sagt die Historikerin Monika Sommer, Direktorin des Hauses der Geschichte Österreich (hdgö): „In der Geschichte der Zweiten Republik war es der Höhepunkt im Sinne einer vereinheitlichten, geballten zivilgesellschaftlichen Kraft, die hier zutage getreten ist. Das Lichtermeer ist von historischer, aber auch von aktueller Bedeutung, weil das Thema des Umgangs mit Migration und Flucht bis heute aktuell ist.“
Katharina Gruber (Text und Gestaltung), ORF TV Bildung, Wissenschaft und Zeitgeschehen, Silvia Heimader (zusätzliche Recherche), multimediales Archiv, Annette König (Kamera), Kafeela Adegbite (Schnitt), beide für ORF Topos
Sendungshinweis: zeit.geschichte, 11.02.2023
Links:
v1.0.4-production (14. March 2023, 10:02:17)
QELLE : ORF.AT
Valerie Fritsch
Schrecken und Schönheit der Welt
Schrecken und Schönheit der Welt teilenKulturLiteraturPorträt
16. Januar 2023, 15:28 Uhr
Mit ihrem zweiten Roman „Winters Garten“ hat sie den Durchbruch geschafft, seitdem ist die Grazer Fotokünstlerin und Autorin Valerie Fritsch eine fixe Größe in der deutschsprachigen Literatur. Wie wichtig es ist, den gleichzeitigen Schrecken und die Schönheit der Welt auszuhalten, und welches Glück es für sie bedeutet, über Abgelegenes zu recherchieren, erzählt sie im ORF-Gespräch (siehe Video oben). Letztlich gehe es um genaues Hinschauen mit einem „anatomischen“ Blick.Florian Baranyi, Sophie Weilandt
Schon früh hat Fritsch alles auf eine Karte gesetzt und ist als Autorin hervorgetreten. Als Mitglied des Grazer Autorenkollektivs plattform hat sie ihren ersten Roman „Die Verkörperungen“ mit 22 herausgebracht, ein Bildband mit Reisebriefen und der Lyrikband „Kinder der Unschärferelation“ folgten. Der Durchbruch kam 2015 mit „Winters Garten“, verlegt bei Suhrkamp und von der Kritik gepriesen.
Mehr als die Handlung, sie sich in einem nicht genau bestimmbaren apokalyptischen Setting rund um den Vogelzüchter Anton Winter abspielt, der auf einer Hochhausterrasse inmitten von Käfigen wohnt, beindruckte Fritschs Sprache. In geradezu barocken Tableaus präsentiert Fritsch hier Bilder- und Metaphernansammlungen, die zwischen Schönheit und Schrecken hin- und herspringen.

In Schönheit erstarrte Horrorbilder
Bilder wie die Fehlgeburten von Antons Großmutter, die in Formalin eingelegt im Keller in Gläsern aufgereiht stehen, würden anderswo als Inventar dienen, um Horror und Schauder auszulösen – bei Fritsch werden sie zu Bausteinen einer Welt, die emotional und erzählerisch überbordet. Den Grundstoff für ihre Texte findet sie dabei in umfangreichen Recherchen, die sowohl am Schreibtisch wie auch auf ausgedehnten Reisen stattfinden.
Ob sie nun eine Woche in Fachliteratur zur Amputation von Gliedmaßen versinkt – ihr Beitrag „Das Bein“ zum Bachmannpreis 2015 handelte davon – oder Recherchereisen unternimmt, ihr Interesse an der Welt nennt sie „anatomisch“. Ein genaues, offenes Betrachten und Wiedergeben, das trotz aller Verdichtung in ihren Texten niemals ins Tendenziöse – Kitsch auf der einen, Horror auf der anderen Seite – abgleitet.
„#fünfzehnmillionenmeter“
Im Gespräch sagt sie: „Ich habe irgendwann gemerkt: Jeder Ort ist bereisbar, auch wenn man sich das am Anfang ja gar nicht vorstellen kann.“ Es überwögen meist die Vorurteile, bevor einem die Erfahrung zeige, wie es wirklich ist. „Das Reisen hat mein Verständnis für die Welt geschärft, wie Dinge anders sein können. Das Andere und auch das Schreckliche und Armut – wie schaut das genau aus? Man ist dem doch oft sehr, sehr fern.“
Für ihren Roman „Herzklappen von Johnson & Johnson“ (2020) fuhr sie mit dem Auto bis nach Kasachstan. Die Reise dauerte über vier Monate und ist auf zahlreichen Polaroids dokumentiert, die Fritsch später unter dem Hashtag „#fünfzehnmillionenmeter“ auf ihrem Instagram-Kanal veröffentlichte.
- Valerie Fritsch
Ihre Recherchereise zu „Herzklappen von Johnson & Johnson“ führte Fritsch zu verlassenen Orten in der Türkei und Gedächtnisorten in der Ukraine
- Valerie Fritsch
Sie entdeckte einen von giftigen Abwässern überschwemmten Friedhof in Rumänien und Katakomben
- Valerie Fritsch
Sie durchstreifte Friedhöfe und schließlich die kasachische Weite
- Valerie Fritsch
Das Auto schaffte die 16.000 Kilometer nicht ohne Panne. Die Pferde in Westkasachstan spielen auch im Roman eine Rolle.
Erzogen zum Verschwinden
War die Beschäftigung mit schwierigen Familienkonstellationen schon in „Winters Garten“ Thema, stellte Fritsch diese in den Mittelpunkt von „Herzklappen von Johnson & Johnson“ – eine Geschichte rund um eine junge Frau namens Alma, in deren Familie seit Generationen ein beklemmendes Schweigen herrscht.
Es ist eine Familie, in der man „die Kinder zu vorsichtigen, stillen Wesen heranzog, die nicht stören sollten in dieser Welt, kleinen Menschen, die mit großer Ernsthaftigkeit vermieden, eine Last zu sein, aber versuchten, jene diffuse Traurigkeit auszugleichen, die stets in der Luft lag“.
Sendungshinweis: Am Dienstag um 11.05 Uhr ist in den Ö1-„Radiogeschichten“ eine Lesung aus Fritschs Roman „Winters Garten“ zu hören.
Generationenübergreifendes Trauma
Ausgangspunkt dieser generationenübergreifenden Weitergabe von Traumata ist Almas Großvater, der als Soldat im Zweiten Weltkrieg gekämpft hatte und Jahre als Kriegsgefangener in Kasachstan zubringen musste. Je älter Alma wird, desto mehr begreift sie, dass etwas an ihr zehrt, das eigentlich nichts mit ihr zu tun hat. Als sie – längst erwachsen geworden – mit ihrem Partner Friedrich einen Sohn namens Emil bekommt, befürchtet sie, auch diesen damit zu belasten.
Erst spät wird Alma klar, dass Emil gegen das familiäre Trauma immun ist. Er leidet an einem seltenen Gendefekt, der es ihm unmöglich macht, Schmerz zu empfinden. Alma und Friedrich müssen Emil ständig überwachen, ihm langwierig begreifbar machen, was Schmerz ist. Alma erklärt ihrem Sohn, „er müsse sich den Schmerz als eine Art Traurigkeit des Körpers vorstellen, als einen Liebeskummer der Hände, Arme und Beine“.
Dass Fritsch damit auf Österreichs NS-Geschichte abzielt, wird im Laufe des Buchs immer deutlicher. Dabei fällt auf: Fritsch geht es um die Perspektive und um das Vertrauen in aufwendig gearbeitete Sprache. Im gesamten Buch gibt es keinen Dialog – der Blick der Erzählerin trägt es. Schließlich geht es um das genaue Hinschauen, wie sie im Gespräch sagt: „Genau hinschauen ist nicht immer lustig, aber ich glaube, es ist unvermeidlich – einerseits als Mensch und anderseits als Künstler. Wer als Künstler die Augen zudrückt, ist glaube ich ganz und gar fehl am Platz.“
Das Projekt „Archive des Schreibens“
„Archive des Schreibens“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem ORF und dem Gastlandprojekt Österreich bei der Leipziger Buchmesse 2023. TV, Online und Radio präsentieren gemeinsam die neue Generation des Schreibens in Österreich. Die Autorinnen und Autoren sprechen dabei über sich selbst, ohne dass jemand ihre Arbeit von außen kommentiert. Bis zum Österreich-Schwerpunkt bei der Leipziger Buchmesse 2023 sollen zahlreiche Porträts des neuen Schreibens entstehen und darüber hinaus weiter produziert werden.
Sophie Weilandt (Gestaltung), TV-Kultur, Florian Baranyi (Text), ORF Topos, Mario Hötschl (Kamera), für ORF Topos, Yannick Kurzweil (Schnitt), für ORF Topos
Links:
- Valerie Fritschs Homepage
- Valerie Fritsch im Suhrkamp Verlag
- Valerie Fritsch im Leykam Verlag
- Polaroidfotos von Valerie Fritsch (Instagram)
v1.0.4-production (14. March 2023, 10:02:17)
QELLE : ORF,AT
Raphaela Edelbauer
Literatur als Leistungssport
Literatur als Leistungssport teilenKulturLiteraturPorträt
06. Februar 2023, 17:21 Uhr
Acht Stunden schreiben, danach ein bis zwei Stunden Sport – so lautet die Tagesformel, mit der Raphaela Edelbauer in den letzten sechs Jahren vier hochambitionierte Bücher vorgelegt hat. Inzwischen spielt sie in der ersten Liga der deutschsprachigen Gegenwartsliteraur.Alice Pfitzner, Florian Baranyi
Edelbauers Schreiben zeugt von Beginn an von großem Selbstbewusstsein. Schließlich hat sie als erste Publikation eine Poetik namens „Entdecker“ veröffentlicht, die die Grenzen von Sprache und Naturwissenschaft auslotet.
Damit hat sie von Anfang an markiert, dass sie einem starken Werkbegriff anhängt, wie sie auch im ORF-Gespräch betont: „Im Grunde interessiert mich eine Frage durchwegs, durch alle Werke hindurch, und das ist die Frage, was Sprache ist.“

Systematische Grenzgänge
Was Sprache ist und wo ihre Grenzen liegen, diesen Bereich erkundet die Absolventin der Philosophie und der Sprachkunst seit ihrem ersten Roman „Das flüssige Land“ (2019) systematisch.
War es darin die Physikerin Ruth, die als unzuverlässige Erzählerin eine verdichtete Österreich-Parabel zwischen NS-Schuld und Phantastik vermittelte, nahm sich Edelbauer vor, in „Dave“ (2021) Künstliche Intelligenz erzählbar zu machen.
In ihrem aktuellen, kürzlich erschienenen Roman „Die Inkommensurablen“ (2023), der drei jungen Menschen durch ein Wien am Rande des Ersten Weltkriegs folgt, verschiebt sie den Fokus von Physik und Computerwissenschaften Richtung Massenpsychologie.
Sendungshinweis: „Die Archive des Schreibens“. Die Folge zu Raphaela Edelbauer ist am Montag ab 22.30 Uhr in ORF2 im „KulturMontag“ zu sehen. Am Dienstag um 11.05 Uhr ist in den Ö1-„Radiogeschichten“ eine Lesung aus Edelbauers Roman „Die Inkommensurablen“ zu hören.
Bildungssatt und sprachlich extravagant
Gemeinsam ist ihren Romanen ein großer sprachlicher Aufwand, mit dem sie in Tiefenbohrungen eine Kunstsprache entwickelt, die sich vor historischen und zeitgenössischen Vorbildern der österreichischen Literatur von Robert Musil über Alfred Kubin bis hin zu Elfriede Jelinek verbeugt, ohne den einen oder die andere dabei zu kopieren.

Zwischen sprachlicher Extravaganz und bildungssattem Recherchehintergrund – findet man in den „Inkommensurablen“ doch Arthur-Schnitzler-Anleihen, psychoanalytische Diskurse und Schönberg-Exegesen – verlässt Edelbauer aber nie die Lust am literarischen Spiel.
Leistungssport und Bezugssysteme
Diese lebt sie auch mit der „Pataphysischen Gesellschaft Wien“ aus, die sie mitgegründet hat. Die Pataphysik, die Wissenschaft von den imaginären Lösungen hat selbst ein literarisches Bezugssystem – wurde sie doch vom französischen Autor Alfred Jarry ersonnen.
Neben Literatur, Philosophie und Naturwissenschaften kennt ihr Schreiben aber noch weitere Einflüsse, allen voran die digitalen Welten von Computerspielen, denen ja „selbst eine eigene Form von Weltwahrnehmung zugrunde liegt“, so Edelbauer.
Ohnehin bleibt als Ausgleich für das als Leistungssport betriebene, tägliche Schreiben das körperliche Training, denn: „Für mich ist der Körper die Grundlage unseres Lebens. Ich glaube, dass wir zunächst leibliche Geschöpfe sind und dass alle unsere Geisteskräfte davon abhängen.“
Das Projekt „Archive des Schreibens“
„Archive des Schreibens“ ist ein Kooperationsprojekt zwischen dem ORF und dem Gastlandprojekt Österreich bei der Leipziger Buchmesse 2023. TV, Online und Radio präsentieren gemeinsam die neue Generation des Schreibens in Österreich. Die Autorinnen und Autoren sprechen dabei über sich selbst, ohne dass jemand ihre Arbeit von außen kommentiert. Bis zum Österreich-Schwerpunkt bei der Leipziger Buchmesse 2023 sollen zahlreiche Porträts des neuen Schreibens entstehen und darüber hinaus weiter produziert werden.
Alice Pfitzner (Gestaltung), TV-Kultur, Florian Baranyi (Text), ORF Topos, Rosanna Stark (Kamera), für ORF Topos, Yannick Kurzweil (Schnitt), für ORF Topos
Links:
- Raphaela Edelbauer bei Klett-Cotta
- Raphaela Edelbauer im Klever Verlag
- Pataphysische Gesellschaft Wien
v1.0.4-production (14. March 2023, 10:02:17)
QELLE : ORF.AT
„Mutzenbacher“
Auf der Couch mit einer Pornolegende
Auf der Couch mit einer Pornolegende teilenKulturFilmSexualitätGesellschaftKritikLiebe
Online seit gestern, 15:06 Uhr
Beischlaf auf Wienerisch: In „Mutzenbacher“ nutzt Regisseurin Ruth Beckermann den legendären Pornoklassiker aus dem Jahr 1906 für ein Panorama der Männlichkeiten. Bei der Berlinale gab es dafür den Preis als bester Film der Sektion „Encounters“, jetzt hat Beckermann Chance auf den Großen Diagonale-Preis als bester Dokumentarfilm.Magdalena Miedl
Bis 1968 war der Roman in Österreich verboten, in Deutschland stand er gar bis 2017 auf dem Index. Das kam nicht von ungefähr: „Josefine Mutzenbacher oder Die Geschichte einer Wienerischen Dirne, von ihr selbst erzählt“ aus dem Jahr 1906 schildert aus der fiktiven Ich-Perspektive einer alternden Sexarbeiterin, wie sie als kleines Mädchen erste sexuelle Erfahrungen im Spiel mit anderen Kindern hat. Sie wird von einem Geistlichen missbraucht, hat Dutzende weitere sexuelle Erlebnisse mit Erwachsenen, alles lustvoll pornografisch beschrieben, bis hin zu ihrem Debüt als Prostituierte mit 14 Jahren.
Bei der Diagonale’23 läuft „Mutzenbacher“ am 24.3. um 20.30 Uhr im Annenhof Kino 6.
Das bis heute irritierende und provokante Buch war Ausgangspunkt für Beckermanns Film „Mutzenbacher“, der mit einem Casting-Aufruf begann: „Wien, 25. April 2021. Casting-Aufruf für einen Film über Josefine Mutzenbacher. Gesucht werden männliche Mitglieder zwischen 16 und 99 Jahren. Dreherfahrung nicht vorausgesetzt“, steht am Anfang des Films. Auf den Aufruf meldeten sich etwa 150 Männer, ungefähr die Hälfte lud Beckermann ein ins Kulturzentrum F23, eine ehemalige Sargfabrik, in der sie eine klassische Casting-Situation inszenierte.
Couchgeflüster
Die Männer, von jungen Burschen bis zu alten Herren, wurden auf eine dort vorgefundene rosarote Couch gebeten, „herrlich, ein ehemaliges Erotiksofa“ kommentiert einer. „Dieses kitschige Sofa ist sehr wichtig für den Film, weil es diverse Assoziationen hervorruft, von der Erotikcouch über die Freud’sche Couch bis zur Casting-Couch“, so Beckermann im Videointerview. Wer mag, fühlt sich auch ein wenig an die Seidentapete beim pointierten Finale von „Waldheims Walzer“ erinnert, Beckermanns Vorgängerfilm.

„Mutzenbacher“ besteht über weite Strecken darin, dass die Regisseurin ihre Kandidaten, darunter einzelne bekannte Gesichter wie der Schriftsteller Robert Schindel und der ehemalige Filmmuseum-Direktor Alexander Horwath, bittet, einen Ausschnitt aus dem Roman vorzulesen. Beckermann befragt sie anschließend zu Assoziationen, Erlebnissen, ethischen Vorbehalten. Manche Männer kennen den Text gut, andere haben nur vage Ahnung vom Entstehungskontext. Dann wieder arrangiert die Regisseurin ihre Casting-Kandidaten zu Chören, die der Kamera etwa idiosynkratisch wienerische Ausdrücke für Sex entgegenrufen.
In den Gesprächen blättert sich ein Kaleidoskop von Männlichkeiten, von unterschiedlichen moralischen Bedenken und Formen des Begehrens auf, und zugleich eine Metabetrachtung dessen, wie Literatur funktioniert: Manche Männer fassen den Text als rein literarisches, andere wieder als pornografisches Material auf. Viele erläutern ihren eigenen Beziehungsstatus und ihre sexuellen Vorlieben. Manche erinnern sich an eigene Übergrifferfahrungen, und andere wiederum reagieren entsetzt und nehmen die geschilderten sexuellen Handlungen einer Minderjährigen für bare Münze.
„Wenigstens noch eine Freud’!“
„Manche haben geglaubt, das sei ein Dokumentarbericht von einer Frau“, so Beckermann. „Das fand ich sehr lustig. Meiner Meinung nach ist ganz klar, dass das Buch ein Mann geschrieben hat. Weil das eine männliche Wunschvorstellung ist, dass alle Frauen permanent Sex haben wollen. Das kann sich eigentlich nur ein Mann ausdenken!“ Dieser Aspekt war im Film offenkundig nicht allen klar. „Die Frauen in dem Buch haben wenigstens eine Freud’ am körperlichen Austausch, heutzutage will das ja keine mehr“, glaubt da einer.

Der Roman ist nicht nur als Klassiker der erotischen Literatur bis heute faszinierend, sondern vor allem aufgrund der immanenten Rechtfertigung sexueller Handlungen zwischen Kindern und Erwachsenen streckenweise schwer erträglich. Das ist auch an den Reaktionen vieler Männer in Beckermanns Film abzulesen. Darin ist die „Josefine Mutzenbacher“ allerdings auch Kind ihrer Zeit: Das männliche intellektuelle Wien im frühen 20. Jahrhundert rechtfertigte nicht selten sexuelles Interesse an Kindern, berühmteste Beispiele sind Peter Altenberg und Adolf Loos.
Auf der anderen Seite waren erst im Jahr zuvor, 1905, Sigmund Freuds „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie“ erschienen, in denen er sich auch mit infantiler Sexualität auseinandersetzte. „Es war die Zeit, in der man die Sexualität von Kindern auch entdeckt und darüber gesprochen hat, mehr als heute. Heute spricht man wirklich nur über Gefahren und Missbrauch“, so Beckermann. Dass die „Josefine Mutzenbacher“ trotz des problematischen soziokulturellen Kontexts als pornografisches Werk ungemein wirkungsvoll ist, macht das Unbehagen bei der lustvollen Lektüre nicht weniger groß.
Wer das Buch verfasst hat, das nach Erscheinen in unzähligen illegalen Nachdrucken sofort die Runde machte, ist übrigens nach wie vor unklar. Karl Kraus brachte damals das Gerücht in Umlauf, der Roman sei von „Bambi“-Autor Felix Salten verfasst. Das gilt heute zwar als widerlegt, hinderte Saltens Nachfahren allerdings nicht daran, in den 70er Jahren, nach dem ersten offiziellen Nachdruck, beim Verlag Tantiemen einzufordern.
Als sicher gilt nur, dass der Roman kein tatsächlicher autobiografischer Bericht ist, sondern frei erfunden. „Für mich war das nie relevant, wer es geschrieben hat. Natürlich nicht, als ich es als Kind gelesen hab, und heute auch nicht“, so Beckermann. „Es war sicher wer, der gut schreiben konnte und das Milieu sehr gut kannte. Und es war jemand, der einen wirklichen Roman konstruieren konnte und der die wienerische Sprache gut kannte.“
Beckermanns Film ist eine fantastische Relektüre des Pornoklassikers, der Lust auf weitere Beschäftigung zum Thema macht. Der Tagungsband einer literaturwissenschaftlichen Tagung im Jahr 2017 zur „Josefine Mutzenbacher“ und die kritische Neuherausgabe der „Josefine Mutzenbacher“, ergänzt um den umfassenden Anhang einschlägiger wienerischer Begrifflichkeiten von Oswald Wiener aus dem Jahr 1969, sind unbedingt empfehlenswert.
Magdalena Miedl, ORF Topos
Links:
- „Josefine Mutzenbacher“ (Kritische Neuausgabe, Sonderzahl)
- „Die Mutzenbacher“ (Tagungsband, Sonderzahl)
v1.0.4-production (14. March 2023, 10:02:17)
QELLE : ORF.AT
Clubkultur bis Feminismus
Kinorausch bei der Diagonale
Kinorausch bei der Diagonale teilenKritikFilmÖsterreich
Online seit gestern, 10:39 Uhr
Mit einer immerwährenden Party in dem Film „Das Tier im Dschungel“ wird die diesjährige Diagonale am Dienstagabend eröffnet. Es ist die letzte Festivalausgabe unter der Intendanz von Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber und ein Treffen der vielfältigen, durchaus auch streitbaren österreichischen Filmszene. Das Festival findet bis Sonntag in Graz statt.
Eine rauschhafte, surreale Reise durch ein Vierteljahrhundert Clubkultur, von den späten Siebzigern bis in die frühen Nullerjahre: Der Diagonale-Eröffnungsfilm „Das Tier im Dschungel“ von Patric Chiha ist eine Verfilmung der gleichnamigen Novelle von Henry James und begleitet die Hauptfiguren May und John, die durch ein Geheimnis aneinander gekettet sind. Die beiden treffen sich jahrzehntelang jeden Samstag in einem Pariser Nachtclub und isolieren sich immer mehr von der pulsierenden Außenwelt, während sie gemeinsam auf ein namenloses Ereignis warten.
Währenddessen ändern sich Moden und Musikstile, politische und gesellschaftliche Ereignisse überschlagen sich. „Selten gab sich das österreichische Kino mondäner, waren sich Kino-, Pop- und Clubkultur vor dem Hintergrund der immer wieder einbrechenden’ kurzen Geschichte des 20. Jahrhunderts näher“, so die Intendanten Höglinger und Schernhuber über den Film.
Eleganz mit Melancholie
„‚Das Tier im Dschungel‘ ist ein melancholischer, wunderschöner Film von größter Eleganz und faszinierender Anmut. Das ist nicht nur in Zeiten wie diesen ein wahrer Glücksfall.“ Mit einem „der Welt zugewandten Programm“, so die beiden, startet das diesjährige Festival, gezeigt wird am Eröffnungsabend zudem noch der Kurzfilm „NYC-RGB“ von Viktoria Schmid, und bei der Eröffnung wird außerdem der Große Diagonale-Schauspielpreis an Margarethe Tiesel („Paradies: Liebe“) verliehen.

Für Schernhuber und Höglinger hat der Eröffnungsabend dieses Jahr spezielle Bedeutung, ist es doch die letzte Festivalausgabe, die die beiden verantworten, bevor im Juni Claudia Slanar und Dominik Kamalzadeh die Intendanz zunächst bis 2027 übernehmen. Insgesamt werden an den sechs Festivaltagen 115 österreichische Spiel-, Dokumentar- und Kurzfilme sowie Experimentalfilme gezeigt, ein „widersprüchliches und emotionales Festival“, wie Schernhuber verspricht.
Das liegt nicht nur an den Filmen, diese Widersprüchlichkeit und Emotionalität hat auch viel mit den Debatten und Umbrüchen zu tun, die die Branche seit dem vergangenen Jahr teils öffentlich gebeutelt haben, etwa die „#MeToo“-Vorwürfe an Filmsets und in der Ausbildung, die Produktionsbedingungen von Spielfilmen, die Sicherheit von Kindern bei Dreharbeiten und vieles mehr. Begleitende Veranstaltungen und Diskussionen wie etwa zum Jahresbericht der Meldestelle #we_do! und Podien initiiert von FC Gloria sollen eine Weiterentwicklung fördern.

Finale mit Glamour
Seit 2016 waren Sebastian Höglinger und Peter Schernhuber gemeinsam für die Intendanz der Diagonale verantwortlich.
Opulenz und Eskalation
Das Filmprogramm erlaubt einen aktuellen Überblick über das österreichische Filmschaffen, im Wettbewerb läuft unter anderem ein Rückblick auf bereits gestartete Langfilme wie Ruth Beckermanns „Die Mutzenbacher“ oder Adrian Goigingers „Der Fuchs“. Mit Ulrich Seidls „Sparta“ und Marie Kreutzers Sisi-Neuverortung „Corsage“ laufen auch zwei Filme im Wettbewerb, die im vergangenen Jahr medial im Brennpunkt standen. Zugleich feiert die Diagonale Österreich-Premieren wie etwa von Katharina Mücksteins „Feminism WTF“ und zeigt Nikolaus Geyrhalters „Matter out of Place“ zum Thema Müll und Abfallwirtschaft, der am 21. April ins Kino kommt.

Eine weitere Premiere ist Dieter Berners opulenter Film „Alma und Oskar“ nach dem Roman „Die Windsbraut“ von Hilde Berger. Emily Cox spielt darin die seit Kurzem verwitwete Alma Mahler, die im Frühjahr 1912 den jungen Maler Oskar Kokoschka (Valentin Postlmayr) verführt, im gesellschaftlichen Umfeld eines Wien, das gesättigt ist von Skandalen und Umbrüchen. Was für die Komponistin, die endlich aus dem Schatten ihres toten Mannes Gustav Mahler treten will, nicht viel mehr ist als ein erotisches Abenteuer, nimmt Kokoschka bitter ernst.
Sein Besitzdenken führt die Beziehung binnen kurzer Zeit an den Abgrund, bis hin zur berüchtigten lebensgroßen Alma-Puppe, die er sich nach der Trennung anfertigen lässt. Mit kaum verhohlenem Humor setzen Berner und Berger dem Pathos Kokoschkas die lustbetonte Nonchalance von Alma Mahler entgegen, ein wilder Film, der in seinen braven Momenten etwas schwächelt, in der Inszenierung von Exzess dafür immer wieder sehr lustig ist.
Wien von oben und von unten
In der Dokumentarfilmschiene stehen unter anderem zwei thematisch unterschiedliche Wienporträts am Programm: Bianca Geissingers „27 Storeys“ handelt vom legendären, für seine hohe Wohnzufriedenheit bekannten Wiener Wohnpark Alterlaa. Anstatt auf ein nüchternes Architekturporträt setzt die selbst in Alterlaa geborene Geissinger auf Skurrilität und lässt es auf dem Dachterrassenschwimmbad oder in den engen holzvertäfelten Hobbyräumen gehörig menscheln.

Von Philipp Jedicke wiederum kommt das Wiener Popszeneporträt „Vienna Calling“, bei dem er ein breites Spektrum der hiesigen Acts vor der Kamera versammelt, von Nino aus Wien über Voodoo Jürgens, Kerosin95, EsRap bis zu Steffi Sargnargel, um so etwas wie die Wiener Musikseele durchzudeklinieren. Am Wien-Klischeesackerl fand der deutsche Regisseur dabei offenkundig Gefallen: Nino sinniert beschwipst im Beisl, ein Kumpan von Lydia Haider träumt von der großen Sause im Kanalsystem à la „Dritter Mann“, und mit Jürgens geht’s zum Peepshowkonzert und, unvermeidlich, auf den Zentralfriedhof. Stimmung: ja, tiefere Einblicke: eher wenige.
Klassenkrampf auf dem Mietmarkt
Diagonale-Schauspielpreisträgerin Tiesel ist in gleich zwei Filmen zu sehen, als verständnisvolle Oma in der U-Bahn-Romanze „Sterne unter der Stadt“ und als das genaue Gegenteil in „Die Vermieterin“. In der No-Budget-Produktion unter der Regie von Sebastian Brauneis möchte die junge Schauspielerin Johanna (überzeugend: Marlene Hauser) nur ein wenig Ruhe in ihren Alltag zwischen prekären Engagements und der bröselnden Beziehung mit ihrem Freund Simon bringen, idealerweise in einer leistbaren und hellen Mietwohnung.
Mit diesem Wunsch beginnen die Probleme aber erst so richtig, gerät sie doch an die frisch verwitwete Vermieterin Frau Schrankinger (Tiesel), die mit Unterstützung des Maklers Mario Graf (extra windig: Lukas Watzl) und des Rechtsanwalts Dr. Winter (Thomas Frank) ihre Mieterin über den Tisch zu ziehen versucht. Brauneis ist eine Groteske über die Leiden von Mieterinnen und die Freuden der Immobilienbesitzerinnen gelungen, die sich erfrischend wenig ernst nimmt.
ORF auf der Diagonale
Mit 35 Produktionen ist der ORF bei der diesjährigen Diagonale vertreten, darunter 24 im Rahmen des Film-/Fernseh-Abkommens kofinanzierte Kinofilme, zwei TV-Filme und eine TV-Serie, sieben Produktionen aus dem ORF-Archiv sowie eine weitere von ORF III.
Die Kinospielfilme sind „Böse Spiele – Rimini Sparta“, „Breaking the Ice“, „Corsage“, „Das finstere Tal“, „Der Fuchs“, „Eismayer“, „Family Dinner“, „Heimsuchung“, „Mermaids don’t cry“, „Rubikon“, „Sparta“, „Sterne unter der Stadt“; die Kinodokumentarfilme „… Ned, Tassot, Yossot …“, „27 Storeys“, „A Boy’s Life“, „Dein Leben – Mein Leben“, „Elfriede Jelinek – Die Sprache von der Leine lassen“, „Feminism WTF“, „Lass mich fliegen“, „Matter out of Place“, „Souls of a river“, „Stams“, „Vera“ und „Vienna Calling“.
Folgende ORF-TV-Produktionen feiern Diagonale-Premieren: Salzburger Landkrimi „Dunkle Wasser“, Tiroler Landkrimi „Der Tote in der Schlucht“ und das Serienspecial „Schnee“.
Aus dem ORF-Archiv laufen „Asyl – Szenen aus einem Milieu“, „Atemnot“, „Erz Schmerz“, „Frauen von G (Gaming)“, „Auf dem Weg nach Hollywood“, „SS-Nr …“ und „Die Vertreibung aus dem Paradies“.
„Kleine Fossilien, das sind meine Lieblinge“
Eines der größten naturhistorischen Museen der Welt als Arbeitsplatz zeigt Joerg Burgers Dokumentarfilm „Archiv der Zukunft“. Burger, der als Kameramann schon an Johannes Holzhausens Doku „Das große Museum“ (2014) über das gegenüberliegende Kunsthistorische Museum beteiligt war, begleitet die Forscherinnen und Forscher im Naturhistorischen Museum Wien bei ihrem Arbeitsalltag. Dazu gehört etwa das Ausstopfen und Aufschneiden von Tieren und das Sammeln, Archivieren, Planen und Beobachten von Dingen und Vorgängen auf der Erde und im All.

Der Film erlaubt einen Blick hinter die Kulissen und macht die Begeisterung für die Arbeit erlebbar, etwa wenn eine Mitarbeiterin schwärmt: „Kleine Fossilien, das sind meine Lieblinge.“ Mit lebenden Tieren befasst sich dafür der Essayfilm „Zoo Lock Down“ von Andreas Horvath: Während der Großteil Österreichs 2020 im ersten Lockdown ausharrte und sich mit Kinderbetreuung, Existenzangst oder Brotbacken auseinandersetzte, nutzte der Salzburger Regisseur die Gelegenheit, in den Zoo zu gehen und völlig ungestört tage- und wochenlang Tiere zu beobachten, mit Kamera, Mikrofon und sehr viel Zeit.
Entspannte Raubkatzen, nervöse rote Pandas, Nashörner in intimen Situationen, und, fragloser Höhepunkt des Films, zutrauliche Lemuren: Horvaths Film reflektiert das Dasein der Tiere in ihren Gehegen, die üblicherweise wie Bühnendarsteller Wildnis repräsentieren, deren Dasein ohne Publikum aber auf einmal eine andere Bedeutung gewinnt. Allein durch Perspektive, Schnitt und pointierten Musikeinsatz entstehen pfiffige Miniaturen, kleine Erzählungen und große Beobachtungen, die ein Panorama des Salzburger Zoos und seines Alltags in Abwesenheit der Besuchermassen ergeben.
„Magic Marisa“ und europäische Kulturgeschichte
Das Programm der Reihe „Zur Person“ gilt diesmal dem österreichisch-serbischen Filmemacher und Drehbuchautor Goran Rebic, über den es im Katalog heißt: „Rebics Arbeiten sind Memorabilien, die Erinnerungen mit Blick auf die Zukunft wachhalten.“ Immer wieder befasst sich Rebic in seinen Kurz-, Spiel- und Dokumentarfilmen mit Arbeitsmigration, mit dem Zerfall Jugoslawiens und mit der Donau als Lebensader und findet unterschiedliche Perspektiven auf europäische Kulturgeschichte.
Im gemeinsam mit dem Filmarchiv Austria, dem Österreichischen Filmmuseum und dem ORF kuratierten Spezialprogramm „Finale“ blickt die Diagonale auf das Verhältnis des österreichischen Films zu Endzeit und Apokalypse, hier gibt es unter anderem ein Wiedersehen der Generationenstudie „Atemnot“ von Käthe Kratz (1984).
Die Schiene „In Reverenz“ widmet sich der widersprüchlichen Grazer Filmschauspielerin Marisa Mell (1939–1992), von der vier selten gezeigte Filme laufen. Begleitend ist im Graz Museum die Ausstellung „Magic Marisa“ zu sehen. Die Preisverleihungen finden am 26. März im Grazer Orpheum statt. Neu ist ein Preis für die beste Filmkomposition.
Florian Baranyi, Leonie Markovics, Magdalena Miedl, Paula Pfoser, alle ORF Topos, und Sonia Neufeld, ORF.at (Text und Videokritik), Magdalena Miedl (Gestaltung), ORF Topos, Annika Sophie Müller (Schnitt), für ORF Topos
Sendungshinweis
KulturMontag, 20.03., 22.29 Uhr
Links:
v1.0.4-production (14. March 2023, 10:02:17)
QELLE : ORF.AT
POLITIK
SPÖ: Mitgliederbefragung startet direkt nach Salzburg-Wahl
Die SPÖ wird ihre Mitgliederbefragung über den Parteivorsitz schon am Tag nach der Salzburger Landtagswahl starten, das heißt am 24. April. Wie Parteichefin Pamela Rendi-Wagner in einer Pressekonferenz nach dem Präsidium mitteilte, kann man bis 10. Mai die Stimme abgeben.Online seit heute, 12.09 Uhr (Update: 17.33 Uhr)Teilen
Am 3. Juni soll dann die Vorsitzfrage bei einem Bundesparteitag endgültig geklärt werden. Zudem wurde klar gestellt, dass es mehrere Kandidaten geben kann, also nicht nur Amtsinhaberin Pamela Rendi-Wagner und den burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil. Nur eine Parteifunktion ist Voraussetzung für eine Kandidatur. Nach derzeitigem Stand gibt es fünf Bewerber, wie Schriftführerin Selma Yildirim mitteilte. Neben den Favoriten ist bisher öffentlich nur das Interesse des Wiener Bezirksfunktionärs Nikolaus Kowall bekannt.

24. März als Stichtag
Der Stichtag wurde mit kommendem Freitag festgelegt. Wer bis dahin ordentliches Mitglied ist, ist wahlbeteiligt. Abgestimmt wird elektronisch oder alternativ per Brief. Abgewickelt wird der Prozess von der Wahlkommission mit Begleitung eines Notars. Am Montag sollen ein weiteres Präsidium und in letzter Konsequenz der Vorstand das Prozedere abschließen.
red, burgenland.ORF.at/Agenturen
Links:
- Doskozil-Lager lehnt Vorsitzenden der Wahlkommission ab
- Spekulationen über Doskozil-Nachfolge
- Doskozil: „Bundeskanzler klares Ziel“
QELLE : ORF.AT
WIRTSCHAFT
Weltwassertag im Zeichen der Trockenheit
Der heurige UN-Weltwassertag steht ganz im Zeichen der Trockenheit. Weltweit leiden Millionen Menschen an Wasserknappheit. Im Burgenland ist die Wasserversorgung für die nächsten Jahre gesichert. Der Wasserpreis erhöht sich, aber die Erhöhung ist nicht so stark zu spüren.Online seit heute, 12.21 UhrTeilen
Es ist hierzulande selbstverständlich jederzeit klares Trinkwasser aus der Leitung trinken zu können. Eine Studie im Auftrag von Burgenland Wasser zeigt, dass mehr als 90 Prozent der Menschen im Land zufrieden mit der Wasserversorgung sind. Und Leitungswasser kostet im Gegensatz zu anderen lebensnotwendigen Ressourcen sehr wenig. Mit rund zwei Euro kann eine Person ein Jahr lang aus der Leitung Wasser trinken, und würde damit seinen Jahresbedarf decken.Datenschutz-Info
Wasserpreis um zehn Prozent gestiegen
Aufgrund der Teuerung im Energiebereich ist auch der Wasserpreis gestiegen. Diese Preissteigerung fällt aber deutlich weniger ins Gewicht. Im Burgenland zahlt man seit Jänner im Durchschnitt um rund zehn Prozent mehr. Für einen Vier-Personen-Haushalt, der in etwa 170 Kubikmeter Wasser jährlich braucht, fallen damit rund 45 Euro pro Jahr mehr an.
Wasserversorgung gesichert
Trotz der Trockenheit ist im Burgenland die Wasserversorgung aktuell und auch in den nächsten Jahren gesichert. Nur im Sommer könnte es zu Einschränkungen außerhalb der Haushalte kommen etwa- wenn die Menschen gleichzeitig beginnen, ihre Gärten zu bewässern oder die Pools einzulassen.
red, burgenland.ORF.at
Links:
- Millionenprojekt für die Rettung der Salzlacken
- Zwölf Millionen für Erhalt der Salzlacken
- Trockenheit: Auch Flüssen fehlt Wasser
- Trockenheit befeuert Flurbrandgefahr
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KULTUR
GAV: Neue Führung im Burgenland
Die Regionaldelegation für das Burgenland der „Grazer Autorinnen Autoren Versammlung“ hat eine neue Führung. Elke Steiner und Raoul Eisele haben diese Aufgaben neu übernommen. Der Verein hat österreichweit 700 Mitglieder und gilt als größter Schriftstellerverein des Landes.Online seit heute, 18.08 UhrTeilen
1973 wurde die Grazer Autorinnen Autorenversammlung, kurz GAV, gegründet – als Gegengewicht zum österreichischen P.E.N. Club. Seit 1988 gibt es in allen Bundesländern auch Regionaldelegationen. Der Lyriker Raoul Eisele und die Romanautorin Elke Steiner sind die neuen Regionaldelegierten. „Raoul Eisele und ich haben die schöne Aufgabe von Karin Ivancsics und Gerhard Altmann übernommen, die das in den letzten Jahren gemacht haben, die burgenländische Literaturszene sozusagen zu bereichern“, sagte Steiner.

„Autorinnen und Autoren vor den Vorhang holen“
Neben Ivancsics und Altmann sind etwa Dine Petrik, Beatrice Simonsen, Clemens Berger oder Rudolf Hochwarter Teil der GAV. In diesem Jahr sind bisher acht Veranstaltungen geplant. „Wir möchten gerne dieses vielfältige literarische Schaffen, das sich auch teilweise abseits des Mainstreams befindet, und diese diese vielfältigen literarischen Verfahrensweisen auch aufzeigen und von Nord bis Süd Veranstaltungen organisieren im Burgenland und diese Autorinnen und Autoren vor den Vorhang holen“, so Steiner.

Zu den Höhepunkten des Jahres zählt ein gemeinsames Fest mit dem P.E.N. Club im Juni. Unter dem Motto 150 Jahre GAV und P.E.N. wird im Literaturhaus Mattersburg mit Autorinnen und Autoren und Musikbands gefeiert.
red, burgennland.ORF.at
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POLITIK
Kovacs: Rede in regionaler Kammer des Europarates
Bundesratspräsident Günter Kovacs nahm am Mittwoch in Straßburg an der Plenarsitzung des Kongresses der Gemeinden und Regionen des Europarates teil. In seiner Rede äußerte er sich zum Thema, ob regionale Interessen ausreichend durch die Zweite Kammer des Parlaments repräsentiert sind.Online seit heute, 16.15 UhrTeilen
Kovacs, der über die Erfahrungen mit dem Zweikammer-System berichtete, betonte „den besonderen Stellenwert des Föderalismus in Österreich“. Eine „Demokratie der Nähe“ setze voraus, dass es „ein Europa starker Regionen gibt“. Der Bundesratspräsident würdigte auch die Bestrebungen des Kongresses der Gemeinden und Regionen: „Dieser trägt wesentlich dazu bei, dass die Regionen in Europa Stimme und Gewicht haben.“ Man müsse in Europa „gemeinsam daran arbeiten, dass lokale und regionale Interessen auch für die Zukunft gewahrt sind“.
„Mehr Demokratie durch starke Regionen“
Mit starken Regionen seien auch „mehr Demokratie, mehr Innovation und mehr Vielfalt“ verbunden, zeigte sich Kovacs überzeugt. Ein Schwerpunkt der Bundesratspräsidentschaft ist das Thema Pflege. Als ein positives Beispiel nannte Kovacs daher das burgenländische Pflegemodell, das erst vor wenigen Wochen auch im Ausschuss der Regionen vorgestellt wurde und nahezu einstimmig angenommen wurde. „Das ist doch ein sehr gutes Beispiel dafür, welche Impulse von Regionen ausgehen können.“

Grundsätzlich könne aus seiner Sicht für Österreich gesagt werden, dass „die regionalen Interessen durch den Bundesrat sehr gut repräsentiert werden“. Dies gelte es aber auch für die Zukunft sicherzustellen: „Durch eine starke und aktive Länderkammer ebenso wie durch den Austausch und dem gemeinsamen Bestreben der Regionen auf europäischer Ebene“, wie Kovacs betonte. Noch einmal hob er das positive Wirken des Kongresses der Gemeinden und Regionen im Zusammenhang mit Regionalität in Europa und einer Stärkung der Gemeinde- und Regionaldemokratie hervor
red, burgenland.ORF.at/Agenturen
Links:
- Kovacs und Doskozil: Plädoyer für Föderalismus
- Bundesrat: Burgenland-Vorsitz startet mit Doskozil-Erklärung
- Kovacs will demokratiepolitisch „in die Offensive gehen“
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