NACH TÖDLICHEN ANSCHLÄGEN

Israel mobilisiert weitere Einheiten

Nach zwei Attentaten mit insgesamt drei Toten hat Israel am Freitagabend die Mobilisierung zusätzlicher Polizisten und Soldaten angekündigt. Auf der Strandpromenade von Tel Aviv wurde ein italienischer Tourist bei einer Attacke mit einem Auto getötet, sieben weitere Touristen wurden verletzt. Zuvor waren im Westjordanland zwei junge Frauen mit israelischer und britischer Staatsangehörigkeit getötet worden.Online seit heute, 8.57 Uhr (Update: 14.04 Uhr)Teilen

Ministerpräsident Benjamin Netanjahu habe die Polizei angewiesen, „alle Reserveeinheiten der Grenzpolizei“ zu mobilisieren, teilte das Büro des Regierungschefs nach dem Anschlag in Tel Aviv mit, der während des Schabbat und des Pessachfestes verübt wurde. Zudem habe Netanjahu die Armee angewiesen, „zusätzliche Kräfte zu mobilisieren, um den Terroranschlägen entgegenzutreten“, erklärte das Büro weiter.

Polizei: „Terroranschlag auf Zivilisten“

Die Polizei in Tel Aviv sprach von einem „Terroranschlag auf Zivilisten“, als der Attentäter laut Polizei am Freitagabend nahe der Strandpromenade eine Gruppe von Menschen mit seinem Auto rammte. Das Fahrzeug habe sich überschlagen. Als der Fahrer versuchte, eine Waffe zu ziehen, sei er von einem Polizisten erschossen worden.

Bei dem getöteten Touristen handelte es sich nach Angaben der italienischen Regierung um einen 35-jährigen Mann. Sieben weitere Touristen im Alter zwischen 17 und 74 Jahren wurden laut Polizei und Rettungskräften verletzt, darunter drei Briten und ein Italiener, wie das Portal Ynet berichtete.

Zerstörtes Fahrzeug am Anschlagsort
Mit einem Auto wurde eine Gruppe von Touristen gerammt – ein Mann starb, sieben weitere wurden verletzt

Der italienische Außenminister Antonio Tajani berichtete am Samstag von mindestens zwei verletzten Italienern, deren Zustand besorgniserregend sei. Der getötete Italiener, laut israelischen Medien ein Anwalt aus Rom, sei erst am Freitagvormittag mit einer Gruppe von Freunden in Tel Aviv angekommen, um dort über Ostern Urlaub zu machen, sagte Tajani in der Früh im öffentlich-rechtlichen TV-Sender Rai. „Der Terrorismus kennt keine Gnade, er muss mit großer Entschlossenheit verurteilt werden“, so der italienische Außenminister.

Fahndung nach Attacke im Westjordanland

Im von Israel besetzten Westjordanland waren am Freitag zuvor bei einem mutmaßlichen Angriff zwei israelische Frauen getötet worden. Die israelische Armee erklärte, das Fahrzeug sei von Palästinensern im Norden des Jordantals beschossen worden. Die beiden Schwestern im Alter zwischen 20 und 30 Jahren hätten dann einen Unfall gehabt, teilte der Rettungsdienst Magen David Adom mit. Die Mutter der beiden sei bei dem Unfall schwer verletzt worden. Nach dem Täter wird gefahndet, berichtet das Portal Ynet.

Zerstörtes Fahrzeug am Anschlagsort
Im Jordantal wurde ein Auto beschossen, zwei Frauen wurden getötet

Raketenbeschuss aus dem Libanon

Die Ereignisse folgten auf schweren Beschuss mit Raketen aus dem Libanon auf Israel, woraufhin Israel in der Nacht auf Freitag Stützpunkte militanter Palästinenser im Nachbarland sowie im Gazastreifen aus der Luft angegriffen hatte. Die Armee machte sie für die heftigsten Angriffe aus dem Libanon seit anderthalb Jahrzehnten verantwortlich. Auch in Israel gab es mehrfach Alarm, weil Geschoße aus dem Gazastreifen abgefeuert wurden.

ZIB 13:00, 8.4.2023Cupal (ORF) über Lage in Israel

Am Donnerstag waren nach Angaben der israelischen Armee Dutzende Raketen aus dem Libanon auf israelisches Gebiet gefeuert worden – so viele wie seit 2006 nicht mehr. Damals war zwischen den beiden Seiten ein Krieg ausgebrochen. Bereits seit 1978 befinden sich die beiden Länder offiziell im Kriegszustand. Damals war Israel erstmals in den Libanon einmarschiert. Der Konflikt begann aber bereits 30 Jahre zuvor.

Armee: „Terroristische Infrastruktur“ der Hamas als Ziel

An der Grenze der beiden Staaten kommt es immer wieder zu Spannungen. Die im Gazastreifen herrschende Hamas hat auch in den palästinensischen Flüchtlingslagern im Libanon großen Einfluss. Israels Armee nahm eigenen Angaben zufolge im Libanon „terroristische Infrastruktur“ der Hamas zum Ziel. Bei den Angriffen sind Augenzeugen zufolge mehrere Häuser nahe der Stadt Tyros beschädigt worden.

ZIB 13:00, 8.4.2023Angespannte Lage in Israel

Der Libanon trage die Verantwortung für jeglichen Beschuss, der von seinem Staatsgebiet ausgehe, hieß es in einer Erklärung des israelischen Militärs. Dessen geschäftsführender Ministerpräsident Nadschib Mikati betonte: „Der Libanon lehnt jede militärische Eskalation, die von seinem Land ausgeht, sowie die Nutzung libanesischen Territoriums zur Durchführung von Operationen, die die bestehende Stabilität gefährden können, vehement ab.“

Israel flog Angriffe auf Gazastreifen

In der Nacht auf Freitag und in der Früh flog Israels Armee auch Angriffe auf den Gazastreifen. Israelische Kampfjets bombardierten nach Militärangaben unter anderem Waffenfabriken sowie Angriffstunnel der islamistischen Hamas. Verletzte oder Tote wurden bisher nicht gemeldet. Ein Kinderspital wurde nach Angaben des palästinensischen Gesundheitsministeriums beschädigt. Eine Sprecherin der israelischen Armee bestätigte Angriffe auf Ziele in der Nähe, von einer Beschädigung des Spitals wisse sie aber nichts.

Krater nach Luftschlag in Gaza
Die israelische Armee führte Luftschläge in Gaza durch

Dutzende Geschoße auf Israel abgefeuert

Auch in einigen israelischen Orten im Süden gab es mehrfach Raketenalarm. Nach Angaben der Armee wurden in der Nacht mehr als 40 Geschoße aus dem Gazastreifen auf Südisrael abgefeuert.

Der jüngsten Eskalation in Nahost vorausgegangen waren Zusammenstöße der israelischen Polizei mit Palästinensern auf dem Tempelberg in Jerusalem. Der Tempelberg steht unter muslimischer Verwaltung, während Israel für die Sicherheit zuständig ist. Der Tempelberg mit dem Felsendom und der Al-Aksa-Moschee ist die drittheiligste Stätte im Islam. Er ist jedoch auch Juden und Jüdinnen heilig, weil dort früher zwei jüdische Tempel standen. Auf dem Gelände um die Moschee kommt es immer wieder zu gewalttätigen Konfrontationen.

Weil dieser Tage Ramadan, das jüdische Pessachfest sowie Ostern gleichzeitig stattfinden, zieht es deutlich mehr Gläubige als sonst in die Jerusalemer Altstadt.

EU verurteilt Anschläge und „willkürlichen“ Beschuss

Die EU hat die Anschläge sowie die „willkürlichen“ Raketenangriffe auf das Land vom Libanon und dem Gazastreifen aus scharf kritisiert. „Die EU verurteilt diese Gewalttaten aufs Schärfste“, erklärte der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell am Samstag in Brüssel. „Das muss aufhören.“

Die Europäische Union fordere „alle Seiten“ zu „maximaler Zurückhaltung“ auf, „um eine weitere Eskalation zu vermeiden und Ruhe für die religiösen Feiertage zu gewährleisten“. Israel habe das „Recht auf Verteidigung“, betonte Borrell, fügte aber hinzu, dass „jede Reaktion verhältnismäßig“ sein und der Status quo aller heiligen Stätten gewahrt werden müsse.

red, ORF.at/Agenturen

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