Nach verheerenden Erdbeben in der Türkei und Syrien in der Nacht auf Montag ist die Zahl der Todesopfer auf etwa 1.800 gestiegen. In der Türkei seien 1.014 Menschen ums Leben gekommen, teilte der Katastrophenschutzdienst AFAD Montagmittag mit. Mehr als 7.000 Menschen wurden verletzt. In Syrien stieg die Zahl der Toten auf mehr als 780, in dem Bürgerkriegsland gab es durch das Beben mehr als 2.200 Verletzte. Österreich hilft indes mit drei Millionen Euro und 80 Soldaten.

Papst drückt Erdbebenopfern in Türkei und Syrien Mitgefühl aus
Papst Franziskus hat den Opfern der verheerenden Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet sein Mitgefühl ausgedrückt. Der Pontifex habe mit „tiefer Trauer von dem großen Verlust an Menschenleben erfahren“ und versichere „allen Betroffenen seine spirituelle Nähe“, hieß es in zwei Telegrammen an die diplomatischen Vertretungen des Heiligen Stuhls in der Türkei und Syrien. Das Oberhaupt der katholischen Kirche bete außerdem für die Rettungskräfte, die an den laufenden Hilfsmaßnahmen und der Versorgung beteiligt sind.
Franziskus zeigte sich tief betroffen über die vielen Todesopfer und bete „von ganzem Herzen für die Seelen der Verstorbenen und für alle, die um sie trauern.“ Er erinnerte insbesondere an das bereits „leidgeprüfte syrische Volk“, für das er den „göttlichen Segen der Stärke und des Friedens“ erbitte.

Schulen in der Türkei bleiben nach Erdbeben eine Woche zu
Nach den verheerenden Erdbeben bleiben die Schulen in der Türkei für eine Woche geschlossen. Der Unterricht werde türkeiweit bis zum 13. Februar pausieren, teilte Bildungsminister Mahmut Özer laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu am Montag mit. Einige Bildungseinrichtungen im Land brachen zudem in die betroffenen Gebiete auf, um dort Hilfe zu leisten.

Massengräber werden laut Bericht ausgehoben
Im Norden Syriens heben Anwohner nach den verheerenden Erdbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion einem Augenzeugenbericht zufolge Massengräber aus. Menschen in der Stadt Idlib wollen darin die Opfer der Katastrophe beisetzen, berichtete ein Aktivist der Deutschen Presse-Agentur am Montag. Auch in den Sozialen Netzwerken verbreiteten sich Videos, die zeigen sollen, wie Dutzende Menschen Massengräber schaufeln. In dem Bürgerkriegsland sind zum Teil ganze Häuserreihen in sich zusammengefallen, deren Fundamente durch Luftangriffe häufig schon zuvor baufällig waren.

Griechenland zu Hilfe bereit
Trotz der schweren Spannungen mit der Türkei erklärte sich Griechenland bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet zu schicken. Auch Israel will der Türkei und Syrien humanitäre Hilfe leisten. Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Krieg. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb auf Twitter, die NATO-Partner der Türkei seien bereit, Unterstützung zu mobilisieren.

Biden sagt Hilfe zu
Auch US-Präsident Joe Biden hat Hilfe zugesagt. „Ich bin zutiefst traurig über den Verlust an Menschenleben und die Zerstörung durch das Erdbeben in der Türkei und in Syrien“, erklärte Biden am Montag auf Twitter. „Ich habe mein Team angewiesen, die Situation in Koordination mit der Türkei weiterhin genau zu beobachten und jede notwendige Hilfe zu leisten.“

Krieg und dann noch Erdbeben – Die doppelte Katastrophe Syriens
Weinende Kinder, eingestürzte Häuser und überfüllte Krankenhäuser – die Bilder aus dem Erdbebengebiet sind für syrische Familien und Sanitäter nach zwölf Jahren Bürgerkrieg, Bombenhagel und Vertreibung nur zu bekannt.
Das Erdbeben der Stärke 7,7 (nach anderen Angaben 7,8) trieb die Menschen in der Nacht auf Montag auf die Straßen im Norden des Landes, wo Luftangriffe und Granatbeschuss die Menschen bereits seelisch und die Gebäude in ihren Fundamenten erschüttert hat.

In der immer noch von Rebellen gehaltenen Stadt Jandaris in der Provinz Aleppo liegt Schutthaufen, Stahl-Streben und Kleiderbündel, wo einst ein mehrstöckiges Gebäude stand. „Zwölf Familien sind da drunter. Nicht ein einziger kam heraus. Nicht ein einziger“, sagt ein dünner, junger Mann unter Schock mit weit aufgerissenen Augen und einer bandagierten Hand. Sein Atem wirft einen weißen Schleier in der kalten Winterluft. „Wir haben nachts um 3.00 Uhr Menschen mit bloßen Händen aus eingestürzten Häusern herausgezogen.“
Andere Männer sind zu sehen, die sich auf der Suche nach Überlebenden durch Trümmer wühlen und mit Hämmern auf Betonblöcke einschlagen. Daneben liegen verbeulte Wassertanks und Solaranlagen, die von Dächern stürzten.
Den Weiß-Helmen zufolge, einer Rettungsorganisation in den Rebellen-Gebieten, sind mindestens 147 Menschen in dieser Region im Nordwestens Syriens gestorben. In den von der Regierung kontrollierten Gebieten sollen es nach offiziellen Angaben mehr als 300 Tote und über 1.000 Verletzte sein. „Wir sind in einem Rennen gegen die Zeit. Selbst wenn unsere Teams erschöpft sind, wir müssen weitermachen“, sagt der Leiter der Weiß-Helme, Raed Fares, per Telefon. Die Luftangriffe der vergangenen Jahre hätten die Gebäude so geschwächt, dass sie sofort zusammenbrachen

Türkei bittet NATO-Partner um Feldkrankenhäuser und Rettungsteams
Die Türkei bittet ihre NATO-Partner nach dem schweren Erdbeben um Unterstützung bei den Rettungs- und Bergungsarbeiten. Nach einer am Montag von der Bündniszentrale in Brüssel veröffentlichen Aufstellung braucht sie medizinische Nothilfeteams, notfallmedizinische Ausrüstung sowie Such- und Rettungsteams, die auch unter schweren Bedingungen arbeiten können. Konkret werden zudem drei für extreme Wetterbedingungen geeignete Feldkrankenhäuser und Personal für deren Einrichtung genannt.

Israel will türkischen und syrischen Erdbeben-Opfern Hilfe leisten
Israel will der Türkei und Syrien nach den schweren Erdbeben humanitäre Hilfe leisten. „Entsprechend dem Ersuchen der türkischen Regierung habe ich die Entsendung von Such- und Rettungsteams sowie von medizinischen Teams angeordnet“, teilte Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu am Montag mit und ergänzte: „Da wir darum gebeten wurden, dies auch für die vielen Verletzten des Erdbebens in Syrien zu tun, habe ich dies ebenfalls angewiesen.“ Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Krieg. Wie die Hilfe für Syrien konkret aussehen soll, war zunächst unklar. Ein Sprecher Netanjahus erklärte, er habe keine weiteren Informationen.

Mehr als 1.000 Todesopfer in der Türkei
Die Zahl der Todesopfer in der Türkei nach den schweren Erdbeben ist auf über 1.000 gestiegen. Die Katastrophenschutzbehörde meldet nun 1.014 Tote in den betroffenen Provinzen im Süden des Landes. Mehr als 2.800 Gebäude seien zerstört worden, teilt Behördenchef Yunus Sezer mit.
EU mobilisiert Such- und Rettungsteams
Bisher sind mehr als zehn Such- und Rettungsteams mobilisiert worden, um Ersthelfer in der Türkei zu unterstützen. Sie kommen aus Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Ungarn, Malta und Tschechien. Italien, Spanien und die Slowakei stehen zudem bereit, um ebenfalls Rettungsteams zu schicken. Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU koordiniert nach dem schweren Erdbeben die Entsendung von europäischen Rettungskräften in die Türkei.
Zur Unterstützung wurde auch der Copernicus-Satellitendienst der EU aktiviert, wie der zuständige EU-Kommissar Janez Lenarcic und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell mitteilten. Mit dessen Daten können unter anderem Lagekarten erstellt werden, die ein detailliertes Ausmaß der Schäden zeigen.
„Die EU ist auch bereit, die Betroffenen in Syrien (…) mit humanitären Hilfsprogrammen zu unterstützen“, ergänzten die beiden EU-Vertreter. Ein Sprecher der EU-Kommission sagte am Mittag, aus Syrien gebe es bislang keinen Antrag auf Hilfe.
„Unsere Gedanken sind bei allen, die geliebte Menschen verloren haben und den mutigen Ersthelfern, die sich für die Rettung von Menschenleben einsetzen“EU-Kommissar Janez Lenarcic und der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell

Nachbeben in der Südosttürkei
Um 11.24 Uhr MEZ erschütterte ein schweres Nachbeben der Magnitude 7,5 die Südosttürkei. Das Epizentrum habe in der Provinz Kahramanmaras gelegen, meldete die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul. Auch in Syrien und im Libanon bebte die Erde dadurch wieder. Das Epizentrum lag etwa 100 km nordöstlich von jenem des Hauptbebens, das um 02.17 Uhr MEZ stattfand, teilte der Österreichische Erdbebendienst von Geosphere Austria (ehemals ZAMG) der APA mit. Die betroffene Region um Ekinözü ist weniger dicht besiedelt. Es sei aber mit weiteren schweren Schäden zu rechnen.
Warum es in der Türkei immer wieder zu schweren Beben kommt
Kaum ein Land ist häufiger von schweren Erdbeben betroffen als die Türkei. Sie liegt auf der kleinen Anatolischen Platte, die zwischen der nordwärts driftenden Arabischen Platte und der eurasischen Platte nach Westen verschoben wird. Die entstehenden Spannungen entladen sich regelmäßig in Beben. Eine Auswahl der schwersten in der Region:
Oktober 2020: Bei einem Erdbeben der Stärke 7,0 kommen in der westtürkischen Stadt Izmir mehr als 100 Menschen ums Leben. Auf der benachbarten griechischen Insel Samos sterben zwei Jugendliche. Mehr als 1000 Menschen werden verletzt und viele Häuser zerstört.
Jänner 2020: Ein Beben der Stärke 6,7 erschüttert die osttürkische Provinz Elazig. 41 Menschen sterben, Hunderte Häuser werden zerstört.
Oktober/November 2011: Ein schweres Erdbeben der Stärke 7,2 erschüttert die Provinz Van im Südosten des Landes. Dabei sterben mindestens 600 Menschen. Fast 2300 Häuser werden zerstört. Rund zwei Wochen danach kommen bei einem Beben in der gleichen Region etwa 40 Menschen ums Leben.
August 1999: Bei einer der schwersten Naturkatastrophen in der Geschichte der Türkei sterben mehr als 17 000 Menschen. Mindestens 24 000 werden verletzt. Das Epizentrum des Bebens liegt in der westtürkischen Stadt Izmit rund 100 Kilometer östlich von Istanbul.
Österreich schickt Hilfe
„Österreich wird den betroffenen Regionen selbstverständlich humanitäre Unterstützung leisten. Wir prüfen derzeit alle Optionen, wie wir in den betroffenen Regionen raschestmöglich effektive Hilfe leisten können, und stehen diesbezüglich auch mit unseren Partnerorganisationen in der Türkei und in Syrien in Kontakt“, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Außenministerium in Wien.
Nach derzeitigen Kenntnisstand seien keine österreichischen Staatsbürger unter den Opfern. In der Türkei sind derzeit rund 2.000 Auslandsösterreicher, davon rund 120 in den von den Erdbeben betroffenen Regionen, sowie rund 70 österreichische Reisende registriert, wurde erläutert. Da der genaue Aufenthaltsort bei Reiseregistrierungen sowie bei der Registrierung als Auslandsösterreicher nicht verpflichtend anzuführen ist, könnten die Informationen jedoch abweichen.
In Syrien sind rund 65 Auslandsösterreicher registriert, davon knapp 50 in den betroffenen Erdbebenregionen. Die registrierten Personen aus Österreich wurden per E-Mail sowie per SMS kontaktiert und ihnen wurde Hilfe der zuständigen österreichischen Vertretungen vor Ort angeboten, berichtete eine Sprecherin des Außenministeriums.
Bulgarien schickt Rettungsteams und Hilfsgüter in die Türkei
Dabei geht es um medizinische Teams, 58 Feuerwehrleute sowie Technik und Zelte, wie die Minister für Verteidigung und für Inneres, Dimitar Stojanow und Iwan Demerdschiew, ankündigten. Zwei Transportflieger mit Helfern und Gütern an Bord sollen in der bulgarischen Hauptstadt Sofia in Richtung Nachbarland Türkei starten.
Auch Bundespräsident Van der Bellen zeigt sich betroffen
Steinmeier: Ausmaß von Tod und Zerstörung erschüttert mich tief
Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat den Betroffenen des schweren Erdbebens seine Anteilnahme ausgedrückt. „Das Ausmaß von Tod und Zerstörung erschüttert mich tief. Meine Gedanken sind bei den vielen Opfern, meine Anteilnahme gilt ihren Familien“, hieß es in einer Pressemitteilung des Präsidenten. Steinmeier wünschte den Verletzten eine schnelle Genesung. „Meine Hoffnung richtet sich darauf, dass noch viele aus den Trümmern gerettet werden können.“
Iran bietet Türkei und Syrien Unterstützung an
Nach den verheerenden Erdbeben hat der Iran seine Unterstützung angeboten. Präsident Ebrahim Raisi übermittelte Beileidsbekundungen an die „befreundeten und brüderlichen Länder“, wie die Staatsagentur IRNA berichtete. Teheran sei bereit, sofortige Hilfe zu leisten.
„Mitten im Schlaf begann das ganze Haus zu wanken. Ich rannte sofort zu meinen Kindern, konnte aber nicht alle tragen. Ich konnte die Tür nicht mehr erreichen, sie war zu weit entfernt. Eine Minute fühlte sich wie Jahre in Angst und Hilflosigkeit an. Die Nachbeben machten weiter Angst. Die meisten Menschen waren mitten in Schnee und Regen auf der Straße, viele Gebäude sind zerstört, viele Verschüttete sind noch unter den Trümmern.“World Vision-Mitarbeiter schildert das Beben in Nordsyrien.
Zahlreiche Hilfsaufrufe
Nach dem Erdbeben haben zahlreiche Organisationen Hilfsraufrufe gestartet, darunter die Caritas, das Rote Kreuz, die Diakonie, Ärzte ohne Grenzen, der Arbeiter Samariterbund und World Vision. Caritas Auslandshilfe-Generalsekretär Andreas Knapp sagte: „Bereits jetzt ist die Situation absolut dramatisch. Kolleginnen und Kollegen vor Ort berichten uns, dass Menschen trotz Temperaturen unter Null Grad auf Straßen vor angezündeten Feuern und in Fahrzeugen warten.“ Offenbar geht es um Grundbedürfnisse. „Erste Hilfe, Nahrungsmittel und Wasser, Decken und Schlafsäcke, psychologische Betreuung und die Koordination von Unterkünften.“
In der Nacht hatte ein Beben der Stärke 7,7 die Türkei und Syrien erschüttert, es folgten etliche Nachbeben – eines davon mit der Stärke 7,6, wie AFAD mitteilte. Beide Beben hatten ihr Epizentrum in der Provinz türkischen Kahramanmaras. Die Erschütterungen waren in mehreren regionalen Nachbarländern zu spüren, darunter im Libanon, im Irak sowie in Zypern und Israel.
Bei den Erschütterungen stürzten allein in der Südosttürkei Tausende Gebäude ein. Auf Videos aus mehreren Städten in dem Gebiet waren teilweise völlig zerstörte Straßenzüge zu sehen. Unter den eingestürzten Gebäuden war neben Wohnhäusern auch ein Krankenhaus in der Stadt Iskenderun. In der Stadt Gaziantep wurde laut staatlicher Nachrichtenagentur Anadolu auch die Burg stark beschädigt. Sie ist UNESCO-Weltkulturerbe. Im türkischen Fernsehen waren Bilder von Helfern zu sehen, die teilweise mit bloßen Händen in den Trümmern nach Verschütteten suchten. Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939.
Auch in Syrien stürzten der staatlichen Nachrichtenagentur SANA zufolge in zahlreichen Städten Gebäude ein. Rettungsteams versuchten in der Nacht und im Morgengrauen, Menschen aus den Trümmern zu ziehen. Präsident Bashar al-Assad rief sein Kabinett zu einer Dringlichkeitssitzung zusammen. Videos zeigten Trümmerberge unter anderem aus der Provinz Idlib, teils kollabierten ganze Häuserreihen.
Die Temperaturen in den betroffenen Gebieten liegen zurzeit oft im Minusbereich. An manchen Orten schneite es stark. Im türkischen Staatssender TRT war zu sehen, wie Menschen bei Schnee in der Stadt Iskenderun aus Trümmern befreit wurden. Auch aus den Städten Gaziantep, Sanliurfa, Osmaniye, Diyarbakir und Adana wurden Bilder gezeigt, auf denen Menschen teilweise in Decken gehüllt abtransportiert wurden.
Mehrere Flughäfen in besonders von dem Erdbeben betroffen Regionen der Türkei blieben vorerst für zivile Flüge geschlossen. Dabei gehe es um die Flughäfen in Hatay, Kahramanmaras und Gaziantep, sagte Vizepräsident Oktay. Der Sender CNN Türk zeigte Bilder von einem tiefen Riss in einer Landebahn am Flughafen Hatay.
Um 11.24 Uhr MEZ erschütterte ein schweres Nachbeben der Magnitude 7,5 die Südosttürkei. Das Epizentrum habe in der Provinz Kahramanmaras gelegen, meldete die Erdbebenwarte Kandilli in Istanbul. Auch in Syrien und im Libanon bebte die Erde dadurch wieder. Das Epizentrum lag etwa 100 km nordöstlich von jenem des Hauptbebens, das um 02.17 Uhr MEZ stattfand, teilte der Österreichische Erdbebendienst von Geosphere Austria (ehemals ZAMG) der APA mit. Die betroffene Region um Ekinözü ist weniger dicht besiedelt. Es sei aber mit weiteren schweren Schäden zu rechnen.
Das Zentrum für Katastrophenhilfe der EU koordiniert die Entsendung von Rettungskräften in die Türkei. Nach Angaben eines Sprechers der EU-Kommission in Brüssel wurden bis Montagmittag bereits mehr als zehn Such- und Rettungsteams mobilisiert, um die Ersthelfer zu unterstützen. Sie kommen aus Bulgarien, Kroatien, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Ungarn, Malta und Tschechien. Die sei auch bereit, die Betroffenen in Syrien zu unterstützen, aus Syrien gebe es aber bisher keinen Antrag auf Hilfe.
Nach den verheerenden Erbeben in der türkisch-syrischen Grenzregion hat Russland beiden Ländern Hilfe zugesagt. In den kommenden Stunden sollen Rettungskräfte vom russischen Zivilschutz nach Syrien geflogen werden, wie der Kreml am Montag mitteilte. Präsident Wladimir Putin habe bereits mit seinem syrischen Amtskollegen Baschar al-Assad telefoniert. Auch ein Gespräch mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan über konkrete Hilfsleistungen sei geplant, hieß es aus Moskau.
Auch US-Präsident Joe Biden hat Hilfe zugesagt. „Ich bin zutiefst traurig über den Verlust an Menschenleben und die Zerstörung durch das Erdbeben in der Türkei und in Syrien“, erklärte Biden am Montag im Kurzbotschaftendienst Twitter. „Ich habe mein Team angewiesen, die Situation in Koordination mit der Türkei weiterhin genau zu beobachten und jede notwendige Hilfe zu leisten.“ Nach dem nächtlichen Beben ist die Opferzahl auf mehr als 1.800 gestiegen. Das Beben der Stärke 7,8 hatte die Menschen im Schlaf überrascht.
Griechenland erklärte sich trotz der schweren Spannungen mit der Türkei bereit, Rettungsmannschaften in das Erdbebengebiet zu schicken. Auch Israel will der Türkei und Syrien humanitäre Hilfe leisten. Offiziell befinden sich Israel und Syrien im Krieg. NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg schrieb auf Twitter, die NATO-Partner der Türkei seien bereit, Unterstützung zu mobilisieren.
„Das Ausmaß des Erdbebens ist verheerend. Österreich wird mit drei Mio. Euro aus dem Auslandskatastrophenfonds für Hilfsorganisationen vor Ort und ab morgen mit mehr als 80 Soldatinnen & Soldaten des Bundesheeres bei Rettungseinsätzen im Erdbebengebiet unterstützen“, twitterte Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) am Montagnachmittag. Die Meldungen von dem Erdbeben „machen mich betroffen. Meine Gedanken sind bei den Opfern & Helfer:innen“, ergänzte Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).
Das Bundesheer könne ab Dienstag 84 Soldaten des Katastrophenhilfeelements „Austrian Forces Disaster Relief Unit“ (AFDRU) in die Türkei entsenden, um den Rette- und Bergeinsatz im Erdbebengebiet zu unterstützen. Der Katastrophenhilfeeinsatz des Bundesheeres ist nach derzeitigen Planungen für etwa zehn Tage anberaumt, bestätigten auch Verteidigungsministerin Klaudia Tanner und Außenminister Alexander Schallenberg (beide ÖVP) in einer Aussendung des Bundeskanzleramts die Hilfeleistungen Österreichs.
Nach derzeitigen Kenntnisstand sind keine österreichischen Staatsbürger unter den Opfern, hieß es auf APA-Anfrage aus dem Außenministerium in Wien. In der Türkei sind derzeit rund 2.000 Auslandsösterreicher, davon rund 120 in den von den Erdbeben betroffenen Regionen, sowie rund 70 österreichische Reisende registriert, wurde erläutert. Da der genaue Aufenthaltsort bei Reiseregistrierungen sowie bei der Registrierung als Auslandsösterreicher nicht verpflichtend anzuführen ist, könnten die Informationen jedoch abweichen. In Syrien sind rund 65 Auslandsösterreicher registriert, davon knapp 50 in den betroffenen Erdbebenregionen. Die registrierten Personen aus Österreich wurden per E-Mail sowie per SMS kontaktiert und ihnen wurde Hilfe der zuständigen österreichischen Vertretungen vor Ort angeboten, berichtete eine Sprecherin des Außenministeriums.
Papst Franziskus drückte wegen des Erdbebens mit zahlreichen Opfern sein Beileid aus. Er sei „zutiefst betrübt über den massiven Verlust von Menschenleben“, den das Erdbeben im Südosten der Türkei verursacht hat. Er versicherte allen Betroffenen seine geistliche Nähe“, hieß es in einem Telegramm an den apostolischen Nuntius in der Türkei, Marek Solczynski. In einem zweiten Schreiben an den syrischen Nuntius, Kardinal Mario Zenari, äußerte der Papst ähnliche Gefühle für die Opfer des Erdbebens im Nordwesten Syriens.
Die Türkei ist immer wieder von schweren Erdbeben betroffen. Dort grenzen zwei der größten Kontinentalplatten aneinander: die afrikanische und die eurasische. Der größte Teil der türkischen Bevölkerung lebt faktisch in ständiger Erdbebengefahr. Im Jahr 1999 war die Türkei von einer der schwersten Naturkatastrophen in ihrer Geschichte getroffen worden: Ein Beben der Stärke 7,4 in der Region um die nordwestliche Industriestadt Izmit kostete mehr als 17.000 Menschen das Leben. Für die größte türkische Stadt Istanbul erwarten Experten in naher Zukunft ebenfalls ein starkes Beben.
QUELLE : https://www.sn.at/panorama/international/live-erdbeben-zahl-der-beben-toten-in-tuerkei-und-syrien-stieg-auf-1-800-133622800