GESPRÄCHE IN SANAA

Hoffnung auf Waffenstillstand im Jemen

Nach der Annäherung zwischen den lange verfeindeten Staaten Saudi-Arabien und Iran gibt es im Jemen nach mehr als acht Jahren Krieg mit unzähligen Toten und völliger Verarmung im Land neue Hoffnung auf einen Schritt in Richtung Frieden. Am Sonntag trafen in der Hauptstadt Sanaa Delegationen Saudi-Arabiens und des Oman ein, um mit den Huthi-Rebellen über einen dauerhaften Waffenstillstand zu beraten.Online seit heute, 17.31 UhrTeilen

Der Plan der Delegationen ist es, mit dem Vorsitzenden des Obersten Politischen Rates der Huthi, Mahdi al-Maschat, zu beraten, meldete die von den Huthis geführte Nachrichtenagentur SABA. Bei den Gesprächen gehe es um die „Aufhebung der Belagerung mit all ihren Folgen“. Ziel seien ein Ende der Aggression und die Wiederherstellung der Rechte des jemenitischen Volkes.

Die von Oman vermittelten Beratungen sind ein Hoffnungsschimmer für den völlig verarmten Jemen und seine seit vielen Jahren unter dem Krieg leidende Bevölkerung. Auf den Weg gebracht wurden sie durch eine Annäherung Saudi-Arabiens und des Iran – die beiden Staaten ringen in der Region um die Vorherrschaft und führen im Jemen einen Stellvertreterkrieg. Vor einigen Wochen vereinbarten die beiden Rivalen die Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen.

APTN/Ansar Allah Media Office, 9.4.2023Jemen: Gespräche über Waffenstillstand

Land völlig zerstört

Im Jemen unterstützt der Iran die schiitischen Huthi-Rebellen, Saudi-Arabien führt eine Gruppe sunnitisch geprägter Golfstaaten an, die an der Seite der von den Huthi bekämpften Regierung steht. Im Zuge der Kämpfe wurden Zehntausende Menschen getötet, die wahre Totenzahl ist unklar und wohl weit höher. Die Wirtschaft ist zusammengebrochen, die Bevölkerung von einer Hungerkatastrophe bedroht. Rund 80 Prozent der Menschen sind abhängig von internationaler Hilfe.

Geschlossene saudi-arabische Botschaft in Sanaa
Das Gebäude der saudischen Botschaft in Sanaa

Auch UNO mit Friedensbemühungen

Parallel zu den von Oman vermittelten Gesprächen laufen Friedensbemühungen der UNO. Die Huthis hatten Ende 2014 den von Saudi-Arabien unterstützten Präsidenten Abd Rabbo Mansur Hadi gestürzt, dem sie Korruption und Misswirtschaft vorwarfen. 2015 schaltete sich Saudi-Arabien in den Konflikt ein und schmiedete eine Allianz sunnitischer Länder gegen die Huthi. Die von Saudi-Arabien gestützte Regierung kontrolliert den Süden des Landes, wo auch Aden liegt, die schiitischen Huthi-Rebellen dagegen den Norden.

Die diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran waren sieben Jahre lang ausgesetzt, nachdem Protestierende im Iran saudi-arabische Botschaften nach der Hinrichtung eines schiitischen Klerikers in Riad angegriffen hatten. Auf Vermittlung Chinas einigten sich die beiden Staaten am 10. März auf die Wiederaufnahme ihrer diplomatischen Beziehungen. Am vergangenen Donnerstag trafen sich dann die Außenminister beider Länder in Peking.OpenStreetMap

500 km

Eine Normalisierung der Beziehungen soll nach derzeitigen Plänen bei einem Besuch des iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi in Riad Ende April nach dem islamischen Fastenmonat Ramadan formell besiegelt werden. Das von China vermittelte Abkommen sieht vor, dass der Iran und Saudi-Arabien ihre Botschaften im jeweils anderen Land wieder eröffnen. Zudem sollen Wirtschaftsbeziehungen wiederbelebt werden.

Bringt Annäherung andere Kräfteverhältnisse?

Die Annäherung zwischen dem mehrheitlich sunnitisch-muslimischen Saudi-Arabien, dem größten Ölexporteur der Welt, und dem mehrheitlich schiitischen Iran, das wegen seines Atomprogramms vom Westen sanktioniert wird, hat das Potenzial, die Kräfteverhältnisse in einer seit Jahrzehnten von Unruhen geprägten Region umzugestalten. Chinas Erfolg bei der Vermittlung zwischen den beiden zuvor verfeindeten Staaten stellt die Rolle der USA als traditioneller Vermittler zwischen den Mächten im Nahen Osten infrage.

red, ORF.at/Agenturen

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